Zum Shoppen nach Florida? - Billig reisen mit dem Euro
MÜNCHEN - Erstmals hat der Euro die Marke von 1,50 Dollar überstiegen, gleichzeitig gibt es einen Höchststand bei Öl und Gold. Was sind die Folgen für die Verbraucher? - Ein AZ-Überblick.
Die Antwort von Monika Fuchs kommt ohne Zögern. Ob sie denn den schwachen Dollar bei ihrem Geschäft spüre? „Oh ja, deutlich“, meint die Münchnerin. „Reisebuchungen in die USA haben enorm zugenommen.“
Fuchs ist Chefin des Münchner Reiseanbieters Travel World Online. Der macht sein Geschäft mit Nordamerika-Reisen. Und am Mittwoch war ein guter Tag für die Firma. Denn der Euro erreichte ein neues Rekordhoch gegenüber dem Dollar. Erstmals übersprang die Einheitswährung die Marke von 1,50 US-Dollar, stieg sogar auf 1,51. Gleichzeitig erreichten Öl und Gold neue Höchststände eine einzigartige Rekordjagd. Was bedeutet sie für Verbraucher?
Starker Euro:
Er macht Waren und Dienstleistungen von außerhalb des Euroraums günstiger. Beispiel USA-Reisen: Pauschalangebote seien derzeit fünf bis sechs Prozent billiger, so Expertin Fuchs. Bei einem Florida-Trip macht das bis zu 120 Euro aus. „Auch der Mietwagen und der Souvenir-Einkauf in den USA sind deutlich günstiger“, so Fuchs. Sparen kann auch, wer ein US-Auto beim Direktimporteur kauft. Selbst Südfrüchte aus Übersee kosten weniger. „Der starke Euro lässt die Einkaufspreise sinken“, so Mike Port, Fruchtimporteur aus Hamburg. Davon profitieren auch die Verbraucher.
Teures Öl:
Der Preis für den Rohstoff stieg am Mittwoch auf den Rekord von 102 Euro pro Fass. „Bis 105 kann es noch hochgehen“, meint Claudia Kemfert, vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Verbraucher spüren das vor allem beim Spritpreis. Er hat zuletzt deutlich angezogen. Autofahrer sollten auf Billigtankstellen ausweichen. Dort ist Benzin um bis zu 3 Cent günstiger. Die Finger weg lassen sollte man derzeit vom Heizöl. Da kletterte der Preis gestern auf historisch hohe 75,5 Cent je Liter.
Wertvolles Gold:
Hier liegt der Rekord seit Mittwoch bei 957 Dollar für die Unze (31,1 Gramm). Viele Verbraucher versuchen deshalb, das Altgold zu versilbern, das in Wohnzimmer und Nachttisch-Schubladen schlummert. „Uns werden verstärkt Ringe, Goldketten und Zahngold angeboten“, sagt Tanja Fassbender vom Nürnberger Gold-Aufkäufer Hanauer. Ein Gramm Altgold bringt umgerechnet drei bis sechs Euro. Der Preis hängt ab vom reinen Goldgehalt des Stücks. Bei Ringen erkennt man das an der Stempelzahl: 333 bedeutet, der Ring enthält ein Drittel Feingold.
Uneins sind Experten, ob Anleger ihr Geld noch in Gold stecken sollten. Einige sagen: Der Preis ist schon zu hoch, um noch Münzen oder Barren zu kaufen. „Andererseits“, so ein Münchner Goldhändler, „eilt Gold schon seit Wochen von einem Rekord zum nächsten – und der Preis steigt immer noch.“
A. Jalsovec
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