Zahltag für Herrn Piech
MÜNCHEN „Wir sind Zukunft“ verkündet MAN in seinem Geschäftsbericht. Vorerst knabbert der Anlagen- und Nutzfahrzeughersteller aber an Problemen und Fehlern der Vergangenheit: Im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von über einer halben Milliarde Euro an. Das Geld muss Volkswagen nach München überweisen, Folge des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages, den VW mit MAN geschlossen hat.
Millionen in der Karibik versenkt. Dicke Abschreibungen (fast 300 Millionen Euro) bescherte MAN unter anderem ein Projekt der Maschinenbau- und Motoren-Sparte Diesel & Turbo in der Karibik, wo MAN für den französischen Energieversorger EDF Dieselkraftwerke baut. Die Fertigstellung verzögerte sich, ständig tauchten neue Probleme auf. Tapfer bemühte sich Diesel & Turbo-Chef René Umlauft auf der Bilanz-Pressekonferenz, das Fiasko in eine Demstration der Stärke umzumünzen: „Wir haben daraus gelernt. Wir haben gezeigt, dass wir so etwas zu Ende bringen können.“ Und nein, Diesel & Turbo habe seinen Ruf in der Branche nicht ruiniert. Der Kunde EDF sei heute „sehr zufrieden mit uns“. 2014 wird besser, versprach Umlauft.
Neue Chancen durch Stromspeicherung mit Gas? Auch MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen sprach von Chancen für die Sparte. Große Hoffnungen setzt er auf Erdgas. Sowohl mit der Förderung des Rohstoffes , als auch mit dem Bau von Kompressoren und gasbetriebenen Motoren sei viel Geld zu verdienen. Das Gleiche gelte für die Energiespeicherung über synthetische Gaserzeugung. Das Verfahren ist zwar nicht besonders energieeffizient, aber Pachta-Reyhofen schwört darauf – schließlich könnten wir nicht weiterhin Unmengen von Strom vernichten, nur weil er zu Zeiten erzeugt wird, in denen er nicht gebraucht wird.
Brummisparte brummt wieder. Grund zum Optimismus gab es 2013 für die Lastwagensparte. In der krisengebeutelten Brummibranche ziehen die Aufträge wieder an. „Angefangen hat das Jahr für uns mit Kurzarbeit“, erinnerte Spartenchef Anders Nielsen, „am Ende mussten wir Wochenendschichten fahren und Überstunden anordnen“. Unterm Strich verdiente die Sparte 228 Millionen Euro.
Viele Fragen, schwammige Antworten. Unklar ist nach wie vor, wie die Zusammenarbeit mit der schwedischen Schwesterfirma Scania realisiert werden soll. „Ich verstehe ihre Ungeduld“, sagte Nielsen gestern, „aber dazu will ich im moment nicht gerne in die Tiefe gehen.“ Also darf weiter spekuliert werden: Eine gemeinsame Produktion von Achsen, Getrieben – vieles ist denkbar, gelingt es denn irgendwann einmal, eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen den Schweden und den Deutschen durchzusetzen.
Nielsen setzt sich währenddessen ehrgeizige Ziele für die Lkw-Sparte, will das Ergebnis auf jährlich über 800 Millionen Euro steigen – auch wenn die Stückzahlen noch weit von Boomjahren wie 2008 entfernt sind. Darüber, wie er dies schaffen will, schwieg sich der ehemalige Scania-Manager allerdings weitgehend aus. Ein Standortsicherungsvertrag verhindert Kündigungen, Nielsen selbst bekräftigte gestern: „Ich schmeiße keine Leute raus.“
Wie dann will er mehr Geld verdienen? Nielsen blieb auch hier vage, sprach von „effizienteren Strukturen“ und von Möglichkeiten, die sich „im Verbund mit Volkswagen“ ergäben. Letztere Andeutung dürfte aus der Sicht der Belegschaft am interessantesten sein. Gelänge es MAN, Arbeit von VW an sich zu ziehen, dürfte dies die Rentabilität auf Dauer deutlich erhöhen. Georg Pachta-Reyhofen muss einstweilen wegen des schlechten Ergebnisses 2013 auf Geld verzichten: Seine Vergütung schrumpft um fast 30 Prozent auf 1,7 Millionen Euro. Dies soll nicht so bleiben. Pachta-Reyhofen will VW-Aufsichtsratschef Piech Ende 2014 einen Gewinn melden. „Ich denke, VW wird Freude an uns haben.“ S. Stephan
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