Kleine Herbstbelebung: Arbeitslosenzahl unter drei Millionen

Die Zahl der Arbeitslosen pendelt um die drei Millionen, Hoffnung auf nachhaltige Verbesserung gibt es erst im nächsten Jahr. Doch die Beschäftigung wächst nicht mehr.
Michael Donhauser, dpa |
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Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September wieder unter die Drei-Millionen-Grenze gesunken (Archivbild).
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September wieder unter die Drei-Millionen-Grenze gesunken (Archivbild). © Patrick Pleul/dpa
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Nürnberg

Der deutsche Arbeitsmarkt sucht nach der Talsohle. Ob der Tiefpunkt im August bereits erreicht war und das Unterschreiten der Drei-Millionen-Grenze im September bereits als Trendwende zu lesen sei, wurde die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, gefragt. Die Antwort: ein klares Nein. Im Winter könnte es erneut nach oben gehen. Der Arbeitsmarkt hänge eng an der Konjunktur. 

Wenn die Investitionspakete der Bundesregierung die Wirtschaftsleistung nach oben treiben könnten, dann könne auch der Arbeitsmarkt profitieren. Hoffnung gebe es für eine Trendwende im nächsten Jahr, sagt Nahles. Aber eben auch noch nicht mehr als das. 

Im September sank die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Vergleich zum August um 70.000 auf 2,955 Millionen. Das sind 148.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank im September um 0,1 Punkte auf 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt die Quote um 0,3 Punkte höher. Für die September-Statistik wurde Zahlenmaterial herangezogen, das bis zum 11. des Monates zur Verfügung stand. 

Wenig Impulse

"Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen allein aus saisonalen Gründen im September ab. Dem Arbeitsmarkt fehlen weiterhin die notwendigen Impulse für eine kräftigere Belebung", sagte Nahles. Für Arbeitslose sei es weiterhin schwer, einen Job zu finden. Im September sinkt die Arbeitslosigkeit üblicherweise leicht. Unter anderem endet die Sommerpause, die in einigen Branchen zu weniger Beschäftigung führt. Außerdem treten viele junge Leute in dieser Zeit des Jahres ihre Ausbildungen an und fallen somit aus der Statistik. 

Den Arbeitsmarktexperten treibt aber ein ganz anderer Effekt die Sorgenfalten auf die Stirn: Deutschland fehlen die Menschen, die arbeiten können. Ein stetiger Zuwachs an Beschäftigung hat jahrelang den Arbeitsmarkt angetrieben. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wird es 2026 erstmals kein Wachstum der Beschäftigung mehr geben. Dies könnte sich zur Wachstumsbremse für die gesamte Konjunktur auswachsen. 

"Die Balance am Arbeitsmarkt kippt", sagt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. "Die Beschäftigung wächst praktisch nur noch im öffentlichen Dienst, in Erziehung und Gesundheit. Im produzierenden Gewerbe geht sie zurück. Das ist aber das Rückgrat unserer Wirtschaft", betont er. Reformen seien keine politische Kür, sondern ökonomische Pflicht. "Nur eine starke Wirtschaft sichert einen starken Sozialstaat. Konkret heißt das: Wir brauchen jetzt echte Entbürokratisierung, zukunftsgerichtete Sozialstaatsreformen und Vorfahrt für Arbeit statt Nicht-Arbeit."

Unternehmerische Fehlentscheidungen

Auch die Nachfrage der Betriebe nach Arbeitskräften ging im September weiter zurück. 630.000 freie Arbeitsstellen wareb bei der Bundesagentur gemeldet, 66.000 weniger als vor einem Jahr. "Es gibt schlicht und ergreifend zu wenig Jobs", sagt Anja Piel, Mitglied im Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes. "Im zweiten Herbst in Folge passiert am Arbeitsmarkt zu wenig, heißt: Die Arbeitslosigkeit bleibt auf hohem Niveau." Die Beschäftigten, die jetzt ihre Jobs verlieren, sind zum großen Teil Opfer unternehmerischer Fehlentscheidungen."

 Kurzarbeit stabil bis rückläufig

Die Kurzarbeit blieb im September weitgehend stabil. Nach aktuellen Daten wurde vom 1. bis einschließlich 24. September für 36.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Juli 2025 zur Verfügung. In diesem Monat wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten für 199.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Das waren 4.000 weniger als im Vormonat, aber 5.000 mehr als im Juli des Vorjahres.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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