Wunder ohne Dauer
AZ-Redakteur Andreas Jalsovec über die positiven Arbeitsmarkt-Zahlen – und warum der Job-Boom bald vorbei sein wird.
Da gab es nochmal richtig Grund zum Jubeln. Der Jobmarkt in Deutschland schreibt weiterhin einen Rekord nach dem anderen: Die niedrigste Arbeitslosenzahl seit 1992, fast anderthalb Millionen neue Stellen seit 2006, „Vollbeschäftigung“ als ernsthaftes Ziel in der Arbeitsmarktpolitik – fast scheint es so, als sei das deutsche Jobwunder unaufhaltsam.
Tatsächlich ist das, was Ökonomen Vollbeschäftigung nennen, in Bayern und Baden-Württemberg schon Realität – eine Arbeitslosenquote unter vier Prozent. Und auch bundesweit hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen zwei Jahren beeindruckend entwickelt. Tatsache ist aber auch: Das vermeintliche Wunder hat seinen Höhepunkt bereits 2007 überschritten . Und es sieht alles danach aus, als würde der Job-Boom spätestens 2009 sein Ende erreichen.
Finanzkrise, teure Energie, starker Euro – und nun droht der Wirtschaft auch noch eine Zinserhöhung, die die Konjunktur bremsen könnte. Das geht am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorüber. Nächstes Jahr wird es ein Mini-Wachstum von kaum über einem Prozent geben. Das ist die Grenze, ab der eher wieder Jobs abgebaut als zusätzliche geschaffen werden.
Es klingt daher gut, wenn Bundesarbeitsminister Olaf Scholz mehr und bessere Bildung für die Beschäftigten fordert. Das soll dafür sorgen, dass Menschen, die ihren Jobs verlieren, schneller wieder eine neue Stelle finden.
Allerdings: Dieser Forderung müssen auch Taten folgen. Und zwar bald – sonst wird aus dem Job-Wunder ziemlich schnell ein neues Job-Desaster.
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