Wo ist das Problem?
Absurd: Wo am wenigsten passiert, gibt es die ersten Regeln. Katharina Rieger über den geplanten Verbotekatalog im Englischen Garten.
Kurz vor 8 Uhr: Tau glitzert auf den Wiesen am Monopteros, am Eisbach liegt der Müll. Flaschen, Becher, Papier – der Mülleimer ist gerade mal 40 Meter entfernt. Dieser Anblick tut weh. Kein Wunder also, dass beim großen AZ-Forum die Emotionen hochkochten: Die Hundehalter fordern lautstark leinenlosen Auslauf für ihre Lieblinge. Die Surfer wollen die Welle reiten. Jeder will sein persönliches Stück Freiheit.
Genau die ist bedroht, wenn erst die „bußgeldbewehrte Parkordnung“ kommt – und damit der Strafzettel. Finanz-Staatssekretär Georg Fahrenschon hat jetzt nämlich durchblicken lassen, worauf wir uns einstellen müssen: Leinenzwangzonen, Radlverbote und wohl – als erstes – ein Pickerl für Surfer.
Ein Pickerl? Im ersten Moment klingt das nicht schlecht: Die Surfer unterschreiben, dass sie auf eigene Gefahr ins Wasser gehen. Das Pickerl, welches sicher auch was kostet, signalisiert diesen Haftungsausschluss. Passiert etwas, muss der Parkverwalter nicht haften – was ihm bei aller Kritik nicht zuzumuten ist. Bloß komisch: An der Eisbachwelle ist noch nie ein Surfer verunglückt. Ausgerechnet hier mit der Regelei anzufangen, ist absurd.
Wo ist dann das Problem? Dass es Leute gibt, die nur an sich denken. Dass es Leute gibt, die ihren Hund nicht erziehen. Dass es Leute gibt, die ihren Müll überall liegen lassen. Dass es Leute gibt, die andere niederschreien. Oder Radler und Kinder hassen.
Ja, es gibt Probleme im Englischen Garten. Die Surfer waren noch nie eins.
Die Autorin ist stellvertretende Lokalchefin der Abendzeitung
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- Georg Fahrenschon