Wirtschaftskriminalität nimmt gewaltig zu

BERLIN - Fast 40 Prozent aller Firmen waren schon einmal Opfer von Wirtschaftskriminalität, ergab eine Studie. Immer öfter wird dabei das Internet genutzt. Gerade Mittelständler unterschätzten aber die Gefahren, hieß es.
Die deutschen Unternehmen leiden einer Studie zufolge unter einem starken Anstieg der Wirtschaftskriminalität. In den vergangenen drei Jahren wurde mehr als jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) Opfer von Kriminellen, wie eine Befragung von 300 mittelständischen und großen Unternehmen durch Emnid im Auftrag der Wirtschaftsberatung KPMG ergab. Vor drei Jahren war es noch gut jede vierte Firma (26 Prozent).
Die Studie wurde am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt. Demnach machten sich die Täter in der Mehrzahl der Fälle (53 Prozent) das Internet zunutze. Bei der letzten Befragung lag der Anteil noch bei 23 Prozent. Zu den Internet-Delikten zählen laut KPMG unter anderem Identitätsdiebstahl, Kreditkartenbetrug und betrügerisches Anbieten von Waren und Dienstleistungen.
Mehr gefälschte Jahresabschlüsse
Nach wie vor seien aber die klassischen Vermögensschädigungen wie Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung und Untreue die am häufigsten auftretenden Delikte, hieß es weiter. Zugenommen hätten Geldwäsche und die Fälschung von Jahresabschlüssen oder Finanzinformationen. Das zeige, dass Wirtschaftskriminalität in der Unternehmenshierarchie nach oben wandere.
Der Anteil der Unternehmen, die Wirtschaftskriminalität als ernsthaftes Problem ansehen, ist gegenüber der letzten Befragung um neun Punkte auf 80 Prozent gestiegen. 67 Prozent der befragten Unternehmen gehen zudem davon aus, dass das Ausmaß wirtschaftskrimineller Handlungen weiter zunehmen wird.
Warnung an mittelständische Firmen
Allerdings wiegten sich vor allem Mittelständler oft in trügerischer Sicherheit, meinte Frank M. Hülsberg von KPMG. Sie unterschätzten die Gefahr, Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden, sagte der Leiter des Bereichs Forensic bei KPMG. Inhaber- oder familiengeführte Unternehmen setzten bei ihren Mitarbeitern auf das Vertrauensprinzip und machten sich damit angreifbar. Hülsberg rät dazu, das Problem ernstzunehmen und die Mitarbeiter für die Gefahr zu sensibilisieren.
Bei jedem dritten mittelständischen Unternehmen wurden laut Umfrage Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse oder Schutz- und Urheberrechte verletzt. Und wiederum nur ein gutes Drittel gibt an, über Schutzkonzepte für vertrauliche Unterlagen zu verfügen. Besser sieht es bei großen Unternehmen aus: Dort hat inzwischen bereits jedes zweite dafür entsprechende Strukturen geschaffen. (nz)