Wirtschaft: "Reich und reicher"

Arno Makowsky, der AZ-Chefredakteur, über den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.  
von  Arno Makowsky

Arno Makowsky, der AZ-Chefredakteur, über den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.

Die Armen werden ärmer, die Reichen immer reicher. Das klingt, als sei es einer sozialistischen Kampfschrift gegen die kapitalistischen Verhältnisse entnommen, beschreibt aber schlichtweg die Realität in Deutschland. Der vierte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeigt, wie es dort wörtlich heißt, eine „sehr ungleiche Verteilung der Privatvermögen“. Was bedeutet: Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung vereinen mehr als die Hälfte des gesamten Nettovermögens des Landes auf sich, Finanzkrise hin oder her. Und die untere Hälfte? Denen gehört gerade ein Prozent des Vermögens.

Die Analyse zeigt: Das wird so weitergehen. Im oberen Bereich steigen die Löhne, im unteren sinken sie. Woran das liegt? Ein Grund sind die vielen prekären Arbeitsverhältnisse, die Billigjobs, die schlecht bezahlte Leiharbeit. Rentner, die irgendeine Tätigkeit annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Stundenlöhne, die für den Lebensunterhalt nicht ausreichen. All das ist heute Normalität in unserem Land. Auch wenn der Lebensstandard – auch das sagt der Bericht – insgesamt angestiegen ist.

Eigentum verpflichtet, heißt es im Grundgesetz – doch dieser Passus scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Es ist deshalb an der Zeit, um mit wirksamen Instrumenten gegen die Ungleichheit vorzugehen: Mit Mindestlöhnen, zum Beispiel – und mit der Wiedereinführung der 1996 abgeschafften Vermögenssteuer.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.