Wie Phönix aus der Asche: Infineon-Vorstandschef Bauer im AZ-Interview
Noch vor kurzem schien Infineon der Pleite nah. Jetzt erhebt sich der Konzern wie Phoenix aus der Asche. Vorstandssprecher Peter Bauer freut sich über die Anerkennung durch die Beschäftigten.
AZ: Herr Bauer, Sie haben im Februar erklärt, der Vorstand verzichte auf zehn Prozent seiner Bezüge, Sie als Vorstandssprecher sogar auf zwanzig Prozent. Jetzt sind die Zeiten besser – wird es bei dem Verzicht bleiben?
PETER BAUER: Erst einmal werden wir uns bald mit dem Betriebsrat und der IG Metall zusammensetzen und darüber sprechen, wie wir die Mitarbeiter wettbewerbsfähig entlohnen und am Unternehmenserfolg beteiligen. Der Verzicht des Vorstands wurde mit Blick auf die Einbußen, die die Beschäftigten unter anderem aufgrund der Kurzarbeit hatten, geleistet. Ich denke, wenn wir mit dem Unternehmen die Ziele erreichen, die wir anstreben, gibt es keinen Grund mehr für den Vorstand, freiwillige Kürzungen anzubieten.
In den vergangenen Jahren wurde zum Teil auch despektierlich über Sie berichtet – Sie seien farblos, könnten auf den ersten Blick eher als einfacher Infineon-Angestellter denn als Boss durchgehen. Ist es für Sie eine Genugtuung, bewiesen zu haben, dass Sie das Unternehmen sehr wohl führen können, womöglich sogar besser als Ihre Vorgänger?
Mich befriedigt es am meisten, wenn ich mich heute nachmittag in der Kantine vor 3000 Mitarbeiter stellen und die Quartalsergebnisse verkünden kann. Dann sehe ich in den Gesichtern der Menschen Bestätigung für mich und den gesamten Vorstand. Diesen Leuten stehe ich nahe. Ihr Eindruck ist mir wichtiger, als die Wahrnehmung meiner Arbeit in den Medien.
Wird Infineon, nachdem die Geschäfte besser laufen, wieder Arbeitsplätze schaffen?
Wir werden sicher im Bereich der Spezialisten Mitarbeiter einstellen. Deutschland ist nach wie vor unser Stammsitz und Quelle hoch qualifizierten Personals. Aber wir wollen keine neue Fabrik in Deutschland bauen. Wir werden in den bestehenden Fabriken die Belegschaften atmen lassen und nach Bedarf Leiharbeiter beschäftigten. Das geht schnell in die Hunderte.
2010 soll Ex-Siemens-Vorstand Klaus Wucherer zum Aufsichtsratschef gewählt werden. Warum ein Manager, der durch den Schmiergeldskandal belastet ist?
Der Vorstand wählt den Aufsichtsratschef nicht. Dafür sind die Aufsichtsräte selbst verantwortlich.
sun
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