Wie man am besten die eigene Rente plant
München - Für viele bleibt zu wenig Geld nach ihrem Erwerbsleben übrig. 17 Millionen Menschen in Deutschland bekommen eine Rente von unter 1.000 Euro. Und gelten damit als arm.
Wer also neben der gesetzlichen Rente nicht privat vorsorgt, wird von Altersarmut betroffen sein. Doch wie und wo lege ich Geld richtig zur Seite? Merten Larisch, Referent für Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Bayern, erklärt in der AZ, wie man idealerweise vorgehen sollte: So gilt es erst einmal einen Lebensstandard zu definieren, den man behalten will. Was sind die Einnahmen, was sind die Ausgaben und wie viel habe ich nach Versicherung der existenziellen Risiken, wie etwa Berufsunfähigkeit, noch für die private Altersvorsorge übrig?
Bei der Berechnung nicht die Inflation vergessen
Der nächste Punkt ist die Finanzplanung. Wie verändern sich meine Ausgaben mit Rentenbeginn - welche fallen weg, welche kommen hinzu, etwa aus gesundheitlichen Gründen? Daraus ergibt sich eine Zwischensumme für den eigenen Lebensstandard nach heutigen Preisen - abzüglich der Einkommenssteuer sowie Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge ab Rentenbeginn. "Wir werden aber nicht heutige Preise haben, sondern müssen die Inflationsrate für die Hochrechnung berücksichtigen", sagt Larisch. Wie hoch die Inflationsrate letztendlich ausfällt, steht natürlich in den Sternen. Hilfsweise rechnet man erst einmal mit dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Inflationswert von zwei Prozent pro Jahr. "Diese Art der Altersvorsorgebedarfsplanung sollte alle fünf Jahre wiederholt werden", so der Verbraucherschützer. "Das Ergebnis wird mit jedem Mal genauer."
Gibt es eine Versorgungslücke?
Die Prognose, wie viele Ausgaben man zu bewältigen hat, wird im nächsten Schritt den Einnahmen gegenübergestellt: Die setzen sich dann etwa aus gesetzlicher Rente, einem eventuellen Erbe oder Mieteinnahmen aus einer Immobilie zusammen.
"Dann kann man ausrechnen, ob es eine Überdeckung oder eine Versorgungslücke gibt", sagt Larisch. Weiter führt er aus: "Diese Versorgungslücke kann man in eine Sparrate umrechnen, die man hinlegen müsste pro Monat, um sie abzudecken." Der Markt ist überschwemmt mit Angeboten, die versprechen, diese Differenz auszugleichen.
"Der Aktienmarkt wird immer gewinnen"
Doch nur wenige Angebote seien seriös, warnt Larisch. Die private Altersvorsorge lässt sich dem Verbraucherschützer zufolge ganz einfach auf allein zwei Säulen aufbauen: die Anlage von Geld auf dem Aktienmarkt und auf verzinsten Konten bei der Bank. "Der Aktienmarkt in einer Marktwirtschaft wird immer gewinnen", sagt Larisch.
Deshalb bietet es sich für einen ausgewogenen Anleger an, 50 Prozent der Sparrate auf dem Aktienmarkt anzulegen und 50 Prozent auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten zu parken. Für die Gewichtung der Anteile für die eigene Situation empfiehlt Larisch ausdrücklich eine Beratung auf Honorarbasis - also nicht bei Banken oder Versicherungsgesellschaften.
Die Idee hinter diesen zwei Anlagesäulen: "Es geht darum, die zufälligen Renditen dieser Anlagenklassen mit möglichst geringen Kostenverlusten einzuheimsen", sagt der Geldexperte. Das geht mit einem sogenannten Aktien-ETF-Indexfonds (Näheres dazu im Serienteil am Donnerstag) und einem einfachen Tagesgeldkonto, auf das die Bank Zinsen zahlt (die allerdings variabel und von der Bank jederzeit veränderbar sind).
Vor Rentenversicherungen sollte man sich hüten
Vor welchen Angeboten sollte man sich hüten? "Rentenversicherungen oder aktiv gemanagte Investmentfonds", sagt Larisch. Die Marktrenditen ließen sich durch aktives Management nicht verbessern. Und die Rentenversicherungen führen den Versicherungsbegriff ad absurdum: "Die tragen gar kein Risiko, sondern das ist eine fette Gewinnquelle namens Sterblichkeitsgewinne."
Im Klartext heißt das: Die Versicherung gewinnt, weil viele Menschen früher sterben, als von ihr kalkuliert. Rechne man einmal selbst nach, so Larisch, käme man darauf, dass man sein eingezahltes Geld nie zu Lebzeiten in Form von bezahlten Renten wiedersehen werde.
Auch von der Riester-Rente rät der Verbraucherschützer den meisten ab. Die lohne sich nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen, wie etwa Geringverdiener, die sonst keine Basisvorsorge leisten können. Und auch die betriebliche Altersvorsorge rentiert sich laut Larisch nur bedingt.
Riester-Rente passt nur in den seltensten Fällen
Die ergebe dann Sinn, wenn der Arbeitgeber Verträge mit niedrigen Kosten und ohne aktives Management seiner Belegschaft anbietet. Sowie zusätzlich einen hohen Arbeitgeberzuschuss von mindestens 100 Prozent beisteuert. Solche Angebote stellen eher die Ausnahme dar.
"Wenn in der Beratung die Leute uns fragen, ob sie die betriebliche Entgeltumwandlung oder die Riester-Rente fortführen sollen, sagen wir in den seltensten Fällen, dass es passt", sagt Larisch. Die Faustregel für alle Produkte im Bereich der privaten Altersvorsorge lautet daher: Nachrechnen, ob die Vorteile in der Ansparphase tatsächlich höher sind als die Nachteile auf die Leistung, wie etwa deren volle Besteuerung oder eine niedrigere gesetzliche Rente für die meisten Einkommensempfänger.
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