Werden die Radler zum Problem?
Die AZ-Redakteure Frank Müller und Robert Braunmüller, beide passionierte Radler, über die Probleme auf Münchens Radwegen
Man muss mit dem Wort Krieg vorsichtig sein. Aber was sich auf Münchens Radwegen inzwischen abspielt, spottet jeder Beschreibung. Behelmte Gestalten, die sich auf Kampfmaschinen durch die Innenstadt pflügen. Touristen, die keine Chance haben zu erkennen, dass sie gerade die womöglich verhängnisvolle Grenze vom Fuß- zum Radweg überschreiten. Brave Gelegenheitsradler, die durch Terminator spielende Fahrradkuriere förmlich aus der Bahn geschossen werden:
Es ist eine Mischung aus individuellem Wahnsinn und städtischem Versagen, die jetzt die Radwege zur Nahkampfzone macht: zu viel private Rücksichtslosigkeit. Und zu wenig Platz für den Radlverkehr insgesamt. Der könnte blühen und gedeihen, würde man ihm endlich den angemessenen Stellenwert geben. Dass dem nicht so ist, ist kein Ruhmesblatt für die Stadt. Aber auch kein Freibrief für Radl-Rambos. Frank Müller
Fast 20 Jahre regiert Rot-Grün nun im Rathaus. Aber noch immer enden Radwege genau an der gefährlichsten Stelle. Es ist unmöglich, die Altstadt halbwegs zügig zu durchqueren, wofür man schließlich Rad fährt. Und wo es Radwege gibt, werden sie vor allem als Ladezone oder zur Lagerung von Baumaterial missbraucht. Da steht dann das absurde Schild „Radfahrer absteigen“. Ich fordere Gleichbehandlung durch „Autofahrer, schieben“! Und warum muss an großen Kreuzungen ein abbiegender Radler an zwei Ampeln warten und Autos nur an einer? Ungerecht!
Aber am schlimmsten sind Fußgänger. Sie stehen am liebsten taub für jedes Klingeln auf den Radwegen herum und gucken in die Luft. Der große Bertolt Brecht muss sie gemeint haben, als er den Spruch „Glotzt nicht so romantisch“ prägte. Aber wehe, ich steige ab und verwandle mich selbst in einen Fußgänger! Dann würde ich am liebsten diese Rowdys mit dem Regenschirm von ihren Radln runterholen!Robert Braunmüller
- Themen: