Wenn der Magen zwickt
Anzeichen für spätere Schulangst zeigen sich bereits im Vorschulalter
Neigt sich das Wochenende dem Ende, wird manchen Kindern ganz bange. Plötzlich zwickt der Magen, der Kopf wummert, und das Kind möchte gerne zu Hause bleiben. Das können typische Symptome für eine Schulangst sein, erklärt Johannes Hebebrand, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am LVR-Klinikum Essen. Symptome, die Eltern unbedingt ernst nehmen sollten.
Während eine gewisse Schulunlust immer mal wieder vorkommt, gibt es auch Schüler, die wirklich Angst haben – sei es generell vor der Schule oder vor einzelnen Lehrern, Mitschülern oder Fächern. „Gemeinsam ist allen, dass die Kinder den Schulbesuch oder bestimmte Situationen vermeiden wollen“, sagt der Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dietrich Petersen.
In den wenigsten Fällen kommen Eltern oder Lehrer mit der Aussage ,Das Kind hat Schulangst', sondern eher mit dem Beschreiben von diffusen Symptomen. Gibt es Hinweise auf eine Schulangst, wird geklärt, ob sie sich auf einzelne Erlebnisse bezieht oder umfassender ist.
Furcht vor der Mathearbeit ist noch keine Schulangst. Löst aber bereits der Gedanke an die Schule Angst aus, muss etwas geschehen. Angst zu versagen, nicht akzeptiert und stigmatisiert, schlecht bewertet oder gemobbt zu werden – das alles sind mögliche Ursachen.
Hat das Kind überwiegend Angst davor, von den Eltern getrennt zu sein, sprechen Experten von Schulphobie. In Gesprächen mit dem Kind, den Eltern und Lehrern sowie Tests suchen sie nach Gründen.
„Man muss überdenken, ob das Kind auf der richtigen Schulform und eventuell über- oder unterfordert ist“, so Petersen. Auch sollte geprüft werden, ob eine Teilleistungsschwäche wie eine Lese- und Rechtschreibschwäche vorliegt oder ob das Kind nicht gut sehen oder hören kann. Sind diese Faktoren ausgeschlossen, geht es darum, das Sozialverhalten des Kindes zu ergründen und zu fragen, ob es generell ängstlich ist.
Anzeichen für spätere Schulangst gibt es oft schon im Vorschulalter: Das Kind ist ängstlich, fühlt sich in Gruppen nicht wohl oder möchte nicht in den Kindergarten gehen.
„Viele Eltern haben dann so reagiert, das Kind diesen Situationen nicht auszusetzen – es gibt ja keinen Kindergartenzwang.“ Das ist bei der Schule anders. Vermeidung führe eher zu einer Verstärkung der Probleme, warnt der Psychologe. Regelmäßig Entschuldigungen zu schreiben, sei fatal. „Es werden keine Erfahrungen gemacht und das einzige, was hilft, sind positive Erfahrungen, angstbesetzte Situationen gemeistert zu haben“, sagt Petersen.
Auch wenn das Kind morgens heftig weint – häufig ein Symptom bei einer Schulphobie -, sollte es einem Lehrer oder Mitschüler übergeben werden, rät Hebebrand. „Das hört sich hart an, es muss aber ein klarer Schnitt da sein. Oft ist die Angst nach zehn Minuten vorbei und der Tag läuft gut.“ Ganz wichtig ist es, die Ängste des Kindes nicht abzutun. Stattdessen sollten Fachleute einbezogen werden. In speziellen Programmen können die betroffenen Kinder gestärkt werden.
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