Weltraum-Satelliten: Rheinmetall bekommt Milliardenauftrag

Rheinmetall ist bislang vor allem bekannt als Blech- und Stahlschmiede - es geht um Panzer und Munition. Doch in den Kriegen der Zukunft spielt der Blick von oben eine immer wichtigere Rolle.
dpa |
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Ganz da oben könnten sie sein: Weltraum-Satelliten, auf die Rheinmetall Zugriff hat und deren Aufnahmen die Firma verkauft. (Archivbild)
Ganz da oben könnten sie sein: Weltraum-Satelliten, auf die Rheinmetall Zugriff hat und deren Aufnahmen die Firma verkauft. (Archivbild) © Julian Stratenschulte/dpa
Düsseldorf

In seinem neuen Geschäft mit Aufnahmen von Weltraum-Satelliten bekommt der Rüstungskonzern Rheinmetall einen großen Auftrag der Bundeswehr. Der mehrjährige Vertrag mit dem Beschaffungsamt der Armee habe einen Wert von circa 1,7 Milliarden Euro und enthalte eine Erweiterungsoption, teilte die Waffenschmiede in Düsseldorf mit.

Es gehe um Zugang zu weltraumgestützten Aufklärungsdaten, die SAR-Satelliten liefern. Das Kürzel steht für "Synthetic Aperture Radar". Pro Tag soll die Bundeswehr eine hohe Anzahl von Bildern bekommen, sie sollen kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Sie kommen von bislang 62 Satelliten des finnischen Unternehmens Iceye, mit dem Rheinmetall zusammenarbeitet. Künftig sollen es mehr Satelliten werden.

Aufnahmen dieser Fluggeräte gelten als besonders präzise, selbst wenn das Wetter schlecht und es Nacht ist. Die Datenauswertung soll unter anderem dabei helfen, die Bundeswehr-Brigade in Litauen und generell die Nato-Ostflanke zu schützen. In seinem Satellitengeschäft zusammenarbeiten wird Rheinmetall mit dem polnischen Tech-Unternehmen Satim, das die Datenanalyse übernimmt und auf Künstliche Intelligenz zurückgreift. Große Mengen an komplexen Radarbildern werden dadurch in verwertbare Informationen umgewandelt. 

Panzerbauer blickt gen Himmel

Rheinmetall stellt vor allem Panzer, Munition und Artillerie her. Der Ukraine-Krieg hat den Bedarf an solchen Militärgütern deutlich steigen lassen, die Auftragsbücher der Rüstungsfirma mit ihrer Zentrale in Düsseldorf und ihrem größten Werk im niedersächsischen Unterlüß sind so voll wie noch nie. 

Der Ukraine-Krieg hat aber auch gezeigt, wie wichtig der Luftraum und das Weltall sind: Drohnen bestimmen das Kriegsgeschehen, sei es als Kamikaze-Fluggeräte mit Sprengstoff oder als Aufklärungsdrohnen. Außerdem sind Aufklärungsaufnahmen von oben enorm wichtig, um die Aktivitäten des Feindes hinter der Front frühzeitig zu erkennen.

Drohnen stellt Rheinmetall bereits her, dies bislang aber eher in einem Nebenstrang. Aus Sicht der Rüstungsschmiede sind Drohnen eine wichtige Ergänzung der landgestützten Waffen, ersetzen würden sie sie aber nicht.

Breiteres Angebot

Inzwischen arbeitet Rheinmetall daran, sein Portfolio zu erweitern: Die Rüstungsfirma hat ein Gemeinschaftsunternehmen mit Iceye gegründet, um im zweiten oder dritten Quartal 2026 mit der Produktion von Satelliten in Neuss zu beginnen. In dem dortigen Rheinmetall-Werk wurden bislang Autoteile gebaut, dieser Geschäftsbereich wird aber abgegeben und die Produktion auf Militärgüter und Satelliten umgestellt.

"Moderne Streitkräfte sind auf den Zugang zu und die Kontrolle über weltraumgestützte Aufklärung, Kommunikation und Einsatzführung angewiesen", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger nach der Auftragserteilung durch das Bundeswehr-Beschaffungsamt. "Als digitales Systemhaus leisten wir hier gemeinsam mit unseren europäischen Partnern unseren Beitrag." Iceye-Chef Rafal Modrzewski sagte: "Weltraumgestützte Aufklärung ist die Grundlage moderner Verteidigung, aber sie ist nicht mehr nur strategisch relevant, sondern auch ein taktisches Instrument."

Wettbewerber Helsing hat ebenfalls Weltall-Ambitionen

In seinem geschäftlichen Streben ins Weltall ist Rheinmetall nicht allein in Deutschlands Rüstungsbranche. Der Münchner Drohnenhersteller Helsing schloss unlängst einen Kooperationsvertrag mit dem norwegischen Rüstungsunternehmen Kongsberg. Die beiden Firmen wollen bis 2029 ein Netzwerk aus bis zu 100 Satelliten ins All zu bringen. Es soll den Armeen in Europa eine Aufklärung, Überwachung und Erfassung militärischer Ziele ermöglichen und dabei unabhängig von den USA sein.

Im November hatte die Bundesregierung ihre erste Weltraumsicherheitsstrategie vorgestellt – mit dem Ziel, Deutschland "glaubwürdig abschreckungs- und verteidigungsfähig aufzustellen". Im Zentrum steht dabei der Schutz von Satelliten und Kommunikationstechnik. Bis 2030 will allein das Bundesministerium der Verteidigung 35 Milliarden Euro für Raumfahrt und Weltraumsicherheit aus seinem Etat zur Verfügung stellen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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