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US-Banken gewähren Kredite für wackelige Schuldner, Investoren kaufen riskante Papiere
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Zwangsversteigertes Haus in den Vereinigten Staaten: Erneut steigt die Zahl der Menschen, die ihre Immobilienkredite nicht mehr bedienen können
dpa Zwangsversteigertes Haus in den Vereinigten Staaten: Erneut steigt die Zahl der Menschen, die ihre Immobilienkredite nicht mehr bedienen können

US-Banken gewähren Kredite für wackelige Schuldner, Investoren kaufen riskante Papiere

WASHINGTON Es gibt sie noch, die günstigen Kredite: Wer in den Vereinigten Staaten von einem Eigenheim träumt, muss unter Umständen nur 3,5 Prozent des Kaufpreises bar auf den Tisch legen – den Rest kann er sich als Darlehen besorgen. Das gilt nicht nur für Menschen, die finanziell einwandfrei abgesichert sind. Selbst Schuldner mit nicht ganz makelloser Bonität bekommen Kredit.

Moment mal – hatte Amerika das nicht schon einmal? Immobiliendarlehen zu Schleuder-Konditionen für Menschen, die sich eigentlich keine Häuser leisten konnten – damit fing die Krise doch an! Jetzt ist das billige Geld wieder zurück, genauso wie etliche andere Giftpillen, die dem globalen Finanzsystem fast den Exitus bescherten.

Muss Washington bald erneut Geld nachschießen?

„Another american dream comes true“ – „ein weiterer amerikanischer Traum wird wahr“ – wirbt die Federal Housing Administration (FHA) für ihre Kredite. Die FHA ist im Regierungsauftrag tätig, um einkommensschwachen Schichten den Besitz der eigenen vier Wände zu ermöglichen. Nachdem die privaten Banken kaum noch Immobiliendarlehen vergeben, ist der Marktanteil der FHA auf fast drei Viertel gestiegen. Zu ihrem Umfeld gehören die Firmen Freddie Mac und Fannie Mae – just jene Hypothekenbanken, die nur durch eine Verstaatlichung vor dem Kollaps gerettet werden konnten. Weil die Zahl ihrer säumigen Schuldner wieder bedenklich steigt, muss Washington demnächst mit erneuten Geldspritzen einspringen, fürchtet die US-Finanzbranche.

Auch auf den internationalen Finanzmärkten reißen die alten Verhaltensweisen wieder ein. „Zertifikate, die wegen der zu geringen Transparenz und des Emittentenrisikos kritisiert worden waren, werden nicht nur von Profis wieder gekauft“, sagt Ökonom Martin Hüfner von der Vermögensverwaltung Assénagon. Bei den staatlichen Regulierungen für die Finanzbranche habe sich wenig getan. Die Politik habe offensichtlich wenig Interesse daran, die Ursachen der Krise nachhaltig zu beseitigen. „Die Folge ist, dass die Reinigungsfunktion der Krisen wegfällt.“ Ähnlich sieht es der Chefökonom der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD), Heiner Flassbeck. „Die ganzen Erklärungen des G-20-Gipfels scheinen verpufft zu sein. Auf nationaler Ebene, zum Beispiel in Deutschland, ist praktisch nichts passiert“, klagt er. sun

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