Weiter mit Atomkraft?
Nach der Störfall- Serie von Krümmel streiten die AZ-Redakteure Frank Müller und Matthias Maus: Hat Atomkraft noch eine Zukunft?
PRO
Frage:Was sind die beiden drängendsten globalen Probleme? Antwort: Die Finanzkrise und die Klimaerwärmung. Das Letzte, was wir also jetzt brauchen, ist eine neue Atomdebatte. So einfach und so klar ist das. Man muss die Atomenergie nicht mögen, die seit Jahrzehnten wabernden diffusen Ängste vor ihr sind nachvollziehbar. Nur: Die nüchterne Betrachtung dieser Methode der Energieerzeugung gibt ein deutliches Bild. Die Atomenergie ist kein Teufelskram, sie hat sich in Deutschland als beherrschbar und effizient erwiesen. Sie zeigt dem Klimakiller Braunkohle die Grenzen auf. Und sie hat auch unsere Gesellschaft nicht auf denWeg des Atomstaats geführt, den Grüne und andere Kernkraftkritiker jahrzehntelang für vorgezeichnet hielten.
Natürlich wird die Atomkraft eine Übergangstechnik bleiben, auf dem langenWeg zu erneuerbaren Energien.Wir sollten ihn einfach in Ruhe weitergehen, ohne die immer gleichen Schlachten stets nochmal zu schlagen.
CONTRA
Ein Kurzschluss im Trafo, ein mickriger Kabelbrand.Was ist das schon?Was in jedem konventionellen Kraftwerk nur ein Unfall wäre, ist in einem Atomkraftwerk ein Alarmzeichen – weil in einem AKW eben mehr auf dem Spiel steht. Sollte passieren, was die Lobbyisten für ausgeschlossen erklären, was aber seit Tschernobyl nicht mehr ausgeschlossen ist – dass nämlich Radioaktivität frei wird, dann könnten ganze Regionen unbewohnbar werden, für Jahrhunderte – wie inWeißrussland.
Das ist das unlösbare und unannehmbare Risiko, das die Atomkraft nicht loswird. Dazu kommt die Entsorgungsfrage für Müll, der Jahrtausende lang gefährlich bleibt. Ein Problem, das auch die glühendsten Verfechter nicht für gelöst halten können. Müll, Meiler und Treibstoff beflügeln die Fantasie von Terroristen, das kommt erschwerend hinzu.
Dass irgendwann schief geht, was schief gehen kann, ist bei jeder Technik ein wichtiges Argument, bei der Atomkraft ist es das entscheidende dagegen.