Wechsel bei Zulieferer ZF: Holger Klein räumt Chefposten

Mitten in der Krise steht der Autozulieferer ZF vor einem Führungswechsel: Holger Klein verlässt den Konzern. Sein Nachfolger soll den Sparkurs und die begonnene Restrukturierung weiterführen.
von  dpa
ZF-Chef Klein geht zum Monatsende. (Archivbild)
ZF-Chef Klein geht zum Monatsende. (Archivbild) © Oliver Dietze/dpa

Der schwer in der Krise steckende Autozulieferer ZF hat einen Wechsel an seiner Spitze angekündigt. Vorstandschef Holger Klein werde zum Monatsende den Konzern verlassen, teilte Deutschlands zweitgrößter Zulieferer in Friedrichshafen am Bodensee mit. Das bestehende Vertragsverhältnis werde im gegenseitigen freundschaftlichen Einvernehmen zum 30. September aufgelöst. 

Kleins Nachfolger steht auch schon fest und ist für die Mitarbeiter kein Unbekannter. Den Vorstand anführen soll künftig Mathias Miedreich, der derzeitige Leiter der ZF-Antriebssparte "E-Division". Das habe der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen. Neben Klein trennt sich der Konzern auch von Nutzfahrzeug-Chef Peter Laier, wie es in der ZF-Mitteilung hieß. 

Keinen drei Jahre an der Spitze

Klein hatte seit 2014 diverse Managementpositionen bei ZF inne, bevor er im Januar 2023 den Chefposten übernahm. Zuletzt hatte er den hoch verschuldeten Konzern auf Sparkurs gebracht. Bis Ende 2028 sollen in Deutschland bis zu 14.000 Stellen gestrichen werden. 

ZF steckt tief in der Krise: Ein Verlust von 195 Millionen Euro im ersten Halbjahr, Nettoverbindlichkeiten aus Übernahmen von 10,5 Milliarden Euro und schwache Bestellungen der Autobauer belasten das Geschäft. Zwar hat Klein mit einem harten Sparkurs fast die geplanten sechs Milliarden Euro Einsparungen für 2024 und 2025 erreicht, doch selbst er räumte erst kürzlich im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur ein: "Das reicht nicht."

Gewerkschaft fordert Kurswechsel

Er sei zutiefst überzeugt, dass ZF auf dem richtigen Weg sei, erklärte Klein laut Mitteilung. "Jetzt ist es wichtig, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern schnell zu Umsetzungsentscheidungen zu kommen, denn ZF darf nun keine Zeit mehr verlieren." Daher sei es für ihn der richtige Zeitpunkt, jetzt den Vorstandsvorsitz zu übergeben.

Von der Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg, Barbara Resch, hieß es, "wir erwarten jetzt endlich den Kurswechsel, den es braucht, um ZF zukunftsfähig aufzustellen." Von der neuen Vorstandsmannschaft erwarte man mehr als nur einen personellen Neuanfang. 

Der ZF-Gesamtbetriebsrat signalisierte Kooperationsbereitschaft – aber nur, wenn Beschäftigte, Technologie und Kunden wieder ins Zentrum der Entscheidungen rückten. Zu der Personalie Klein gab es keine direkte Äußerung. 

"Grundlage für den Turnaround" für den Nachfolger 

Für Aufsichtsratschef Rolf Breidenbach hat Klein die "Grundlage für den Turnaround" gelegt. Auf dem Erreichten gelte es aufzubauen und die eingeschlagene Strategie fortzuführen. Mit Miedreich komme ein interner Nachfolger, der über tiefgreifende Erfahrung in der Industrie verfüge.

Seine Antriebssparte steht aktuell im Zentrum der Restrukturierung. Dieser Bereich, der nicht nur elektrische, sondern auch hybride Antriebe und Verbrenner umfasst, ist in Teilen nicht wettbewerbsfähig und leidet unter dem lähmenden Anlauf der E-Mobilität. 

Weltweit ist in der Division etwa jeder fünfte ZF-Beschäftigte tätig. Zuletzt gab es Gerüchte über Pläne für einen möglichen Verkauf des Bereichs oder dass dafür ein Partner an Bord geholt werden soll. Bis zum Monatsende wollten ZF und Arbeitnehmervertreter über die Zukunft der Sparte verhandeln.

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