Was Griechenland-Urlauber wissen müssen
Ist es gefährlich, jetzt nach Griechenland zu reisen? Werden Lebensmittel und Benzin knapp? Die wichtigsten Fragen und Antworten für Griechenland-Urlauber
Wer momentan ins Reisebüro geht, der bucht eher keinen Flug nach Athen. Reiseanbieter verzeichnen einen Einbruch beim Last-Minute-Geschäft für Griechenland-Reisen. Trotzdem: 2,5 Millionen Deutsche werden heuer im Land der Akropolis erwartet. Sie alle haben vor Monaten gebucht – doch die aktuelle Lage vor Ort und die täglichen Nachrichten aus dem Krisenland Griechenland, dürften die Vorfreude bei manchen trüben.
Die gute Nachricht: Einen triftigen Grund, seine Reise zu stornieren, gibt es momentan nicht. Darin sind sich Reiseanbieter, Verbraucherschützer und die Experten vom Auswärtigen Amt einig. Allerdings sollten Griechenland-Urlauber einiges beachten – wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt. Geholfen hat uns dabei unter anderem Eva-Maria Schönmetzler, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern.
Ist es gefährlich, jetzt in Griechenland seinen Urlaub zu verbringen? Nein. Die aktuellen Urlauber vor Ort berichten, dass sie von der angespannten Lage nur wenig oder sogar gar nichts mitbekommen – vor allem Touristen, die in größeren Hotelanlagen untergebracht sind. Auch das Auswärtige Amt hat derzeit keine Reisewarnung für Griechenland herausgegeben. Es warnt lediglich vor vermehrten Diebstählen und weist darauf hin, dass Reisende vor allem in den Großstädten auf ihre Wertgegenstände achten sollten.
Kann ich eine Griechenland-Reise kostenlos stornieren? Nein, die aktuelle Situation in Griechenland rechtfertigt zu keiner Kündigung der Pauschalreise wegen höhrer Gewalt. „Die Pauschalreise kann natürlich storniert werden, allerdings müssen die Reisenden dann mit Stornogebühren rechnen“, erklärt Eva-Maria Schönmetzler im Gespräch mit der AZ. Je näher der Reisezeitpunkt schon da ist, umso teurer kann das werden. Auch kostenfreies Umbuchen ist im Grunde nur möglich, wenn sich der Reiseveranstalter kulant zeigt.
Greift meine Reiserücktrittversicherung, wenn ich meinen Griechenland-Urlaub doch lieber stornieren möchte? Nein. Expertin Schönmetzler: „Die Reiserücktrittsversicherung greift nur dann, wenn ein Reiserücktritt aufgrund persönlicher Umstände wie zum Beispiel Krankheit oder Tod eines Verwandten erfolgen muss.“
Wie sieht es mit der Bargeldversorgung in Griechenland aus? Derzeit ist es so, dass die Grenze maximal 60 Euro am Tag am Geldautomaten abzuheben für Ausländer nicht gilt. Allerdings muss beachtet werden, wenn die Geldautomaten nicht mit Bargeld versorgt werden, kann man auch als Tourist wahrscheinlich kein Geld mehr abheben. „Es gibt diverse Alternativen zum Bargeld wie Bankkarten, Kreditkarten oder Travellerschecks sein. Ob diese in Griechenland weiterhin wie bisher genutzt werden können, lässt sich derzeit nicht einschätzen“, sagt Schönmetzler. Deshalb sollten Urlauber auf jeden Fall genügend Bargeld mitnehmen – vor allem für diejenigen, die kein All-Inclusive-Paket gebucht haben.
Was sollte man bei der Bargeld-Mitnahme beachten? Jeder sollte vor Reiseantritt genau abschätzen, wie viel Geld er während der Reise brauchen wird. Den Betrag dann am besten bei seiner Bank einige Tage vorher anmelden und darum bitten, ihn in möglichsten kleinen Scheinen wie Zehner, Zwanziger und Fünfzigern ausbezahlt zu bekommen. So kommt es vor Ort nicht zu Wechselproblemen.
Können Lebensmittel knapp werden? Derzeit berichten Reisende immer noch von gut gefüllten Buffets in den Hotels und gut sortierten Supermärkten. Von Lebensmittel-Knappheit kann keine Rede sein. Laut ADAC ist jedoch nicht auszuschließen, dass es zu Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs kommen könnte. Doch Reiseanbieter geben Entwarnung. Laut Tui, größter Anbieter von Griechenlandreisen, stehen Lebensmittel derzeit ohne Einschränkungen zur Verfügung und die Hoteliers sind ausreichend liquide, um diese zu bezahlen.
Stichwort Mietwagen-Reise: Kann es passieren, dass das Benzin in Griechenland knapp wird? Griechenland muss sein Rohöl importieren. Gehen dem Land langfristig die Euroreserven aus, könnte dies tatsächlich auch die Versorgung mit Benzin treffen. Das Benzin an den Tankstellen könnte in kurzer Zeit knapp und teuer werden.
Aber was tun, wenn der Mietwagen schon gebucht ist? Eva Schönmetzler rät Autoreisenden zum einen, sich darauf einzustellen, dass an den Tankstellen möglicherweise nur mit Bargeld bezahlt werden kann. Außerdem sollte man vorausschauend tanken, heißt: Den Tank nie bis auf den letzten Strich leer fahren und dann erst eine Tankstelle ansteuern. Der ADAC rät Auto-Reisenden, jede gute Gelegenheit zu nützen, um den Tank zu füllen.
Was passiert, wenn in Griechenland doch noch die Drachme eingeführt wird? Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV), sagt dazu: „Für Reisende, die bereits in Deutschland ihre Urlaubsreisen, Flüge oder andere Reiseleistungen gebucht haben, ändert eine Währungsumstellung kaum etwas.“ Gastwirte, Hoteliers und Händler würden Euros auch nach Einführung der Drachme wohl weiterhin Euros annehmen. Nach einem ähnlichen Muster können Türkei-Touristen seit Jahren in den Urlaubsorten in Euro zahlen.
Wie sieht es mit der medizinischen Versorgung in Griechenland aus? Der ADAC weist darauf hin, dass viele niedergelassene Ärzte Patienten bereits jetzt nur noch gegen Barzahlung behandeln. Reisende sollten daher unbedingt eine Auslandskrankenversicherung abschließen, um sich so zum Privatpatienten zu machen. Auch wenn ein Arzt auf Bargeldzahlung besteht, bekommt man so das Geld über die Versicherung zurück.
Wie sieht es mit Medikamenten aus? Laut ADAC könnten Medikamente, die zum großen Teil importiert werden müssen, knapp werden. Reisende sollten sich daher bereits im Vorfeld mit den absehbar benötigten Medikamenten versorgen und diese alle mitnehmen. Das rät auch Verbraucherschützerin Eva-Maria Schönmetzler. „Jeder sollte darauf achten, dass die Reiseapotheke vollständig ist und für die Dauer der Reise reicht.“
Griechenland will die Mehrwertsteuer im Hotelgewerbe und in der Gastronomie deutlich erhöhen. Das ist Teil des Reformpaketes. Das könnte Urlaubsreisen verteuern. Doch wie groß ist der Effekt? Die höhere Mehrwertsteuer dürfte Reisen nach Griechenland eher geringfügig und noch nicht in diesem Jahr verteuern, schätzt Prof. Torsten Kirstges von der Jade Hochschule Wilhelmshaven in einem Interview mit dem "Focus". „Der Effekt dürfte nicht so gewaltig sein“, erklärt der Tourismusexperte und macht eine Beispielrechnung auf. Pauschalreisen in diesen Jahr noch nicht betroffen In der Gastronomie soll der Steuersatz von 13 auf 23 Prozent steigen, in der Hotellerie von 6,5 auf 13 Prozent. Diese Anstiege betreffen aber nur einen Teil der Wertschöpfungskette einer Urlaubsreise - etwa 30 bis 40 Prozent des Reisepreises, rechnet Kirstges vor. Die Flüge zum Beispiel seien von den Erhöhungen ja nicht betroffen. Auf den Gesamtpreis der Reise gesehen, ergibt sich also eine Erhöhung von vielleicht vier Prozent. Und diese träfe zumindest in dieser Saison vorerst nur Individualreisende. Denn die Preise für Pauschalreisen haben die Reiseveranstalter für ihre Kunden abgesichert.
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