Vorwürfe zum Jubiläum

Adidas freut sich über seinen 60. Geburtstag. Kritiker gießen Wasser in den Festwein: Arbeiter in Zuliefer-Firmen würden schlecht behandelt, sagen sie. Der Konzern wehrt sich gegen Kritik
HERZOGENAURACH Runder Geburtstag für eine fränkische Weltmarke: Vor 60 Jahren, am 18. August 1949, wurde der Sportartikelhersteller ins Fürther Handelsregister eingetragen (AZ berichtete). Ein Grund zum Feiern? Menschenrechts-Aktivisten nutzen den Jubiläumsrummel und das erhöhte Medieninteresse zum Start der Leichtathletik-WM, um den Hersteller wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Zulieferfirmen zu kritisieren.
Mit Adidas als Hauptsponsor habe die Leichtathletik-WM ein fatales Signal in Sachen Fairness gesetzt, sagt Sandra Dusch Silva von der Christlichen Initiative Romero. „Fairness ist ein zentrales Motiv im Sport. Bei Adidas aber läuft sie auf den hinteren Plätzen: Der Konzern ist für Hungerlöhne in seinen weltweiten Fertigungsstätten verantwortlich." Adidas, nach Nike Branchenzweiter unter den internationalen Sportartikelherstellern, lasse unter anderem in Textilfabriken im mittelamerikanischen El Salvador produzieren. Dort werde Näherinnen zwar der nationale Mindestlohn gezahlt – aber der reiche nicht zum Leben: Eine salvadorianische Näherin verdiene monatlich zirka 173 Dollar, abzüglich elf Dollar Sozialleistungen. Rund 700 Dollar aber benötige in El Salvador laut Regierungsstatistiken eine vierköpfige Familie jeden Monat, um ihren Grundbedarf finanzieren zu können.
Wie Hohn müsse den Arbeiterinnen der Satz „Geiz ist nicht geil“ des Adidas-Vorstandschefs Herbert Hainer auf der Hauptversammlung im Mai klingen, sagte Dusch Silva. Die Christliche Initiative Romero wirft dem Unternehmen vor, auch in anderen Regionen der Erde die Abwärtsspirale in Sachen Löhne anzutreiben. So verlagere Adidas wegen gestiegener staatlich festgelegter Löhne in China seine Produktion von dort nach Vietnam.
Gewerkschaftlich organisierte Arbeiterinnen in salvadorianischen Zulieferbetrieben seien entlassen worden und auf Schwarzen Listen gelandet, so dass sie auch anderswo keine Arbeit mehr fanden. „Was das Unternehmen als Wahrnehmung sozialer Verantwortung verkauft, dient lediglich PR-Zwecken", stellt Sandra Dusch Silva fest.
Adidas wehrt sich allerdings gegen die Vorwürfe: Der Mindestlohn in den Zuliefer-Ländern werde von der jeweiligen Regierung festgelegt, heißt es in Herzogenaurach. In El Salvador habe sich Adidas sogar 2007 mit einem offenen Brief an die Regierung dafür eingesetzt, dass die Bezahlung von Sozialversicherungsbeiträgen überwacht werde.
Auch kämpfe Adidas für die Rechte von Gewerkschaftern: Unter anderem würden die Beschäftigten in den Zulieferbetrieben mittels offener Briefe über ihre Rechte informiert. „Wo immer wir im Rahmen unserer Überprüfungen Verletzungen dieser Arbeitnehmerrechte feststellen, ergreifen wir Maßnahmen.“ Allerdings müssten „zunächst die gesetzlichen Regelungen des Landes berücksichtigt“ werden.