Vor dem Fiasko

Schwarm-Intelligenz beim Menschen gibt es nicht. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Klima- Konferenz von Kopenhagen.

Vielleicht geschieht es ja noch, das Wunder von Kopenhagen. Nichts weniger braucht es auch, soll die Klimakonferenz in Dänemark nicht zum Fiasko werden. Viel wahrscheinlicher ist: Die Verantwortlichen werden eine große Chance verstreichen lassen – vielleicht die letzte.

Man muss kein Alarmist sein, um den Handlungsbedarf zu sehen: Man soll nicht glauben, wir könnten Luft aufheizen, Wasser vergiften und Wälder abholzen – und das werde alles ohne Folgen bleiben. Und sicher ist, wenn alle Wirtschafts- und Terror-Krisen ausgestanden sind, dann wird uns die Klimaänderung noch immer beschäftigen.

Die Gelegenheit verstreicht, Einfluss zu nehmen auf eine Entwicklung, die heute schon lebensgefährlich ist. Für Bauern in Afrika, Fischer in der Südsee und Hirten in den Anden gehen bereits Lebensgrundlagen kaputt. Kinder, die unsere Urlaubsbilder aus exotischen Ländern zieren, können dort nicht mehr überleben, wenn nichts geschieht.

Und danach sieht es aus. Verantwortlich handeln die Verantwortlichen nur, wenn es um ihre eigenen Interessen geht – eventuell noch um die ihrer Wähler, sofern sie darauf angewiesen sind. Aber bei ihrer wichtigsten Aufgabe, die bei uns in der Verfassung steht, versagen die Staats- und Regierungschefs: Den Schaden von den Menschen zu wenden.

Verheddert im Gestrüpp von Einzelinteressen werden die Gipfel-Teilnehmer zu tragischen Figuren. Am Ende gelingt ihnen nur ein Beweis: Schwarmintelligenz beim Menschen gibt es nicht. Es sei denn, es geschieht noch, das Wunder von Kopenhagen.