Von wegen Natur
Die Isarwiesen in sind alles mögliche – aber ganz bestimmt kein Naturschutzgebiet, in dem geschützte Vögelein sorgsam abgeschirmt von der Zivilisation ihren Nachwuchs ausbrüten. Katharina Rieger über den Widerstand der Stadt gegen ein Isarcafé.
Hunde streifen durchs Gras. Die Leute aus der Au und der Isarvorstadt breiten ihr Picknick aus. Fußbälle fliegen durch die Luft: Die Isarwiesen in Höhe der Wittelsbacher Brücke sind alles mögliche – aber ganz bestimmt kein Naturschutzgebiet, in dem geschützte Vögelein sorgsam abgeschirmt von der Zivilisation ihren Nachwuchs ausbrüten.
Genau deshalb ist die Argumentation, warum die Isar auf dieser Höhe kein Strandcafé bekommen darf, so krude: Der Fluss sei jetzt naturiert, deshalb vertrage er an dieser Stelle keinen Kommerz. „Naturiert“ bedeutet in diesem speziellen Fall, dass ein wunderschöner Lido mit Steinstufen zum Sonnen entstanden ist. Und ein extra abgeteilter Seitenarm des Flusses, der im Juli, August sicher das neue Freibad der Münchner wird. Nur Gastronomie und Liegestühle, die soll es da nicht geben. Wie in Paris zum Beispiel, wo an der Seine im Innenstadt-Bereich auf drei (!) Kilometern Länge Sand aufgeschüttet wird – und die Pariser am Strand ihre Longdrinks genießen.
Womöglich ist der Widerstand der Stadt München so zu erklären: Dass das benachbarte Schyrenbad in Untergiesing, das wie alle Freibäder hoch subventioniert ist, im Sommer verwaisen könnte – und der Lido an der Isar der neue, coole Treffpunkt der Stadt wird. Oder auch damit, dass ein paar etablierte Wirte wenig Lust auf Konkurrenz haben. Dabei sind solche Ängste überflüssig. Sollte es jemals Sommer werden, sind alle Badestellen voll. Und jeder macht sein Geschäft. Garantiert.
Die Autorin ist stellvertretende Ressortleiterin Lokales