Von wegen Lockerung
Ein anarchisches Experiment ausgerechnet in Bayern - AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die neue Raucherregelung in Bayern.
Jetzt haben wir wieder großes Tamtam und die allfälligen Debatten um die „Lockerung“ des Rauchverbots. Aber ehrlich gesagt: Ich finde gar nicht, dass das eine „Lockerung“ ist. Ich hätte – als Raucherin – lieber das alte Recht behalten; und ich kenne Nichtraucher, die sich über das neue Recht freuen. Weil die bisherige Regelung eben real raucher-freundlicher war als die neue – nur nicht auf dem Papier. Skurril genug, dass es bei so vermeintlich klaren Dingen wie Gesetzen um persönliche Einschätzungen geht.
Aber das liegt eben daran, dass beim Thema Rauchen eine Art anarchisches Experiment stattgefunden hat (und das in Bayern!): Man hat zwar pro forma auf dem Papier ein einigermaßen strenges Gesetz.
Aber in der Realität wird es nicht vollzogen; und die – niemals so gedachte – Ausnahmemöglichkeit Raucherclub führt dazu, dass eigentlich jeder macht, was er mag. Dass sich Dinge völlig ungeregelt mit der Zeit genau so einschleifen, wie es allen am besten passt: Manche Gaststätten wurden zu permanenten Raucherclubs; manche ab zehn Uhr, wenn alle mit dem Essen fertig waren; manche gar nicht, weil sie eben ein Publikum haben, das eine dauerhaft frische Luft schätzt. Und so war für jeden etwas dabei.
Nun wird die vermeintliche Lockerung, dass in Hinterzimmern – falls vorhanden – und Mini-Bierstüberln ohne Essen wieder geraucht werden darf (wo sowieso immer geraucht wurde), bezahlt mit dem Verzicht auf sämtliche Raucherclubs. Schade. Vor allem, weil sich eine gute Lösung von alleine geschaffen hatte. Jetzt herrscht wieder Regelungs-Wut.
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