Vollgas-Piraten

Der Rennsport wird nicht sterben, er wird besser werden - AZ-Sportredakteur Filippo Cataldo über die Spaltung der Formel 1

Es gibt genügend Gründe, die Formel 1 als Relikt vergangener Zeiten zu verstehen: Die meisten Rennen gleichen langen Prozessionen bei Höchstgeschwindigkeit, bei denen Überholmanöver rar sind; die Erben Sennas stehen für ein archaisches, überwunden geglaubtes männliches Machotum. Mal ganz abgesehen vom sorglosen Umgang der Vollgasszene mit den endlichen Ressourcen.

Und doch sehen rund sieben Millionen Fans allein in Deutschland jedes zweiteWochenende am TV zu, wie furchtlose Jungs im Kreis fahren. Die Formel 1 hat 2008 rund 3,3 Milliarden Euro umgesetzt, allein 1,6 Milliarden kamen direkt von den acht Rebellenteams. Zu sagen hatten sie aber nichts. Die Serie wird von zwei diktatorischen Briten bestimmt, welche die Formel 1 als ihr Eigentum verstehen und sich nie vorstellen konnten, dass sich die Rennteams, hinter denen global agierende Unternehmen stecken, emanzipieren könnten.

Dass die Hersteller sich nun von der Formel 1 lossagen und eine Piratenserie gründen wollen, ist folgerichtig. Der Rennsport wird dadurch nicht sterben, sondern eher besser werden. Auch die Fans werden das neue Produkt annehmen. Die wollen nämlich Racing sehen. Egal, wie die Serie heißt.