Verfahren
Das ist der Stoff, aus dem die Alpträume der Politiker sind: AZ-Chefreporter Matthias Maus über Ulla Schmidt und ihren Dienstwagen.
Deutschland kämpft gegen die Schweinegrippe, und die Gesundheitsministerin lässt sich im Spanienurlaub ihren Dienst-Mercedes klauen. Man mag darüber lachen. Ein nettes Bonmot. Für einen Politiker oder eine Politikerin steckt in diesem Satz aber so ziemlich alles, was einen Alptraum ausmacht.
Privilegien, Instinktlosigkeit, zum falschen Zeit am falschen Ort sein: Da sind alle Impulse angesprochen, die ein von Krise und Ängsten sensibilisiertes Publikum nicht so gut findet. Der Dienstwagen, das Dienstflugzeug, das sind die Attribute einer Klasse, von der in Zeiten wie diesen Einfühlung erwartet wird. Diese Sensibilität hat Ulla Schmidt vergessen, wie einst Familienheimfahrerin Rita Süssmuth oder Mallorca-Flieger Rudolf Scharping.
Ulla Schmidt hat sicher nicht damit gerechnet, dass ihr das alles um die Ohren fliegt, als sie ihren Wagen gen Süden kutschieren ließ. Dass sie auf Privatrechnung hingeflogen ist, macht die Sache auch nicht besser. Diese Bescheidenheit wirkt doch etwas bigott und vorgetäuscht.
Musste das sein? Was waren das für Termine? Wie viele Chauffeure waren eingespannt? Solche Fragen bleiben nicht ungestellt. Nicht bei einer Ministerin, die sich allein durch ihre Berufsausübung Feinde machen muss; nicht im Berliner Sommerloch; und schon gar nicht, wenn sich damit der Wahlkampf anheizen lässt.
Das Ganze ist ein Musterbeispiel, wie aus einer Kleinigkeit eine Affäre und aus einem Fehltritt ein politisches Beben werden kann. Warten wir’s ab.
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