Verdacht auf Steuerhinterziehung: Polizei holt Post-Chef ab
Paukenschlag bei der Deutschen Post: Polizeibeamte haben das Privathaus und das Büro von Post-Chef Klaus Zumwinkel durchsucht. Am Mittag bestieg Zumwinkel ein Polizeiauto. Laut Informationen verschiedener Medien besteht Verdacht auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.
Steuerrazzia bei Postchef Klaus Zumwinkel. Die Polizei hat am Donnerstag Büro und Privathaus des 64 Jahre alten Vorstandsvorsitzenden durchsucht. Am Mittag wurde der Spitzenmanager von der Polizei aus seinem Haus geführt.
Es gebe ein Ermittlungsverfahren gegen Zumwinkel, bestätigte ein Sprecher der Post. Laut Staatsanwaltschaft Bochum gab es Durchsuchungen in Bonn und Köln „wegen eines Steuerstrafverfahrens“. Den Namen des Beschuldigten nannte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zunächst nicht.
Zehn Millionen am Fiskus vorbei?
Nach Informationen des ZDF prüft die Staatsanwaltschaft, ob Zumwinkel zehn Millionen Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein geschleust hat. Das Vorliegen eines Haftbefehls wurde zunächst nicht bestätigt. Auch die Deutsche Post wollte sich dazu nicht näher äußern.
Das ZDF zeigte Bilder, wie am Morgen gegen sieben Uhr mindestens zehn Beamte in Zivil vor Zumwinkels Haus in Köln-Marienburg erschienen waren. Die Ermittler hielten sich auch am späten Vormittag noch im Inneren des Hauses auf, dessen Vorhänge zugezogen waren. Im Laufe des Morgens trafen dort auch zwei auf Steuerrecht spezialisierte Anwälte ein. Beamte der Kölner Polizei rollten weiß- rote Absperrbänder bei dem Anwesen in Köln-Marienburg aus.
Haftbefehl angeblich vorbereitet
Einzelheiten der Aktion wollte der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Wirtschaftskriminalität, Bernd Bieniossek, nicht nennen. „Während einer laufenden Aktion gibt es keine solche Aussagen“, sagte Bieniossek auf Anfrage.
Nach Angaben von Spiegel-Online war für den Fall, dass sich bei den Durchsuchungen die Gefahr einer Verdunkelung herausstellt, ein Haftbefehl wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung vorbereitet. Die Ermittler begannen laut ZDF mit ihren Razzien gleichzeitig gegen sieben Uhr in der Zentrale des Konzerns in Bonn und in Zumwinkels Kölner Villa. Die Operation sei seit Wochen unter strengster Geheimhaltung geplant worden.
Klaus Zumwinkel, der auch Aufsichtsratschef der Telekom und der Postbank ist, steht seit 1990 an der Spitze der Deutschen Post. Er gilt als einer der mächtigsten deutschen Wirtschaftsführer und ist der dienstälteste Chef eines DAX-Unternehmens. Der 64-jährige Manager, dessen Vertrag Ende November ausläuft, steuerte erfolgreich den Umbau der früheren staatlichen Deutschen Bundespost zu einem global führenden Logistik-Konzern.
Stiftung in Liechtenstein
Nach „Spiegel“-Informationen wird dem Post-Chef Steuerhinterziehung mit Hilfe einer Stiftung im Fürstentum Liechtenstein vorgeworfen. Das Vermögen der Stiftung habe zuletzt mehr als zehn Millionen Euro betragen. Aus umfangreichen Aufzeichnungen eines Liechtensteiner Geldinstituts soll hervorgehen, dass der Post-Chef auch überlegt habe, sein Vermögen nach Asien oder auf die Cayman-Inseln zu verlagern, wie „Spiegel“-Online weiter berichtete.
Bei dem Ermittlungsverfahren gegen Zumwinkel handelt es sich nach dpa-Informationen um ein vollständig neues Verfahren im Zusammenhang mit Liechtensteiner Stiftungen. Die Bochumer Wirtschafts- Staatsanwälte ermitteln bereits seit Jahren im sogenannten Batliner- Komplex gegen Dutzende Steuersünder, die über den Treuhänder Herbert Batliner in dem Fürstentum Stiftungen eingerichtet haben sollen. In diesen Verfahren sind in Nordrhein-Westfalen bereits mehr rund 100 Fälle abgehandelt und mehr als 100 Millionen Euro an Steuern und Strafen gezahlt worden. (dpa, AZ)
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