Verbrauch rund 42 Prozent höher: Die große Sprit-Lüge der Autohersteller

Neuwagen schlucken laut einer Studie 42 Prozent mehr Kraftstoff als die Autohersteller ermitteln. Das kostet den Fahrer im Schnitt rund 400 Euro pro Jahr.
von  oz
Bei den Werten zu Spritverbrauch klafft eine große Lücke.
Bei den Werten zu Spritverbrauch klafft eine große Lücke. © dpa

Autofahrer kennen das Problem: Der Hersteller gibt im Fahrzeugbrief einen offiziellen Spritverbrauch an, der sich im Realbetrieb nie einhalten lässt. Das bestätigt nun eine gestern vorgestellte Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT). Das Ergebnis: Neuwagen in Europa verbrauchen viel mehr Sprit als von Herstellern angegeben. Der reale Kraftstoffverbrauch neuer Pkw liegt im Schnitt um 42 Prozent höher als im Testbetrieb.

Waren die Forscher nicht bereits vor einem Jahr zu demselben Ergebnis gekommen?
Doch. Darüber berichtete auch die AZ. Die neue Studie zeigt: Es hat keine Fortschritte gegeben. Die Untersuchung beruht laut ICCT auf Daten von 14 unterschiedlichen Quellen, unter anderem auf Zahlen von Automagazinen und Testinstituten.

Was bedeutet der höhere Verbrauch?
Nicht nur eine stärkere Belastung der Umwelt etwa durch mehr CO2-Ausstoß, sondern auch Mehrkosten für Autofahrer für Sprit von 400 Euro pro Jahr. Noch vor zehn Jahren betrug die Differenz zwischen dem von den Herstellern veröffentlichten und dem real gemessenen Verbrauch 15 Prozent, sagt ICCT-Europa-Chef Peter Mock.

"Seit Jahren betrügen die Hersteller beim Spritverbrauch"

Was ist der Grund für die hohe Diskrepanz?
Der liegt laut Mock darin, dass der Kraftstoffverbrauch von Pkw für die Herstellerangaben in Testlaboren und nicht im realen Fahrbetrieb ermittelt werden. Seit September gilt für neue Fahrzeugtypen das Testverfahren WLTP, das von September 2018 an dann für alle neuen Pkw zur Pflicht wird. Die ICCT-Forscher erwarten, dass der WLTP die realen Fahrbedingungen genauer widerspiegelt. Es gebe aber auch beim neuen Ansatz "Schlupflöcher", sagte Mock. Notwendig seien Straßentests unter realen Fahrbedingungen.

Was ist das ICCT?
Eine unabhängige Forschungsorganisation, die vor zwei Jahren den VW-Skandal mit aufgedeckt hatte.

Was sind die Reaktionen auf die Studie?
Umwelt- und Autoverbände üben Kritik an den Autoherstellern. Der Verkehrsexperte des Verkehrsclubs VCD, Michael Müller-Görnert, kritsiert etwa: "Seit Jahren betrügen die Hersteller ihre Kunden beim Spritverbrauch. Die Zeche zahlen die Autofahrer."

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