USA werfen den Rettungsring

Die amerikanische Regierung übernimmt die faulen Kredite der Banken und will so die Finanzkrise doch noch in den Griff bekommen. Die Börsen weltweit jubeln über die Pläne. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Rettungsplan.
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Leitbörse Wall Street in New York: Die US-Regierung macht 500 Milliarden Dollar locker.
dpa Leitbörse Wall Street in New York: Die US-Regierung macht 500 Milliarden Dollar locker.

MÜNCHEN - Die amerikanische Regierung übernimmt die faulen Kredite der Banken und will so die Finanzkrise doch noch in den Griff bekommen. Die Börsen weltweit jubeln über die Pläne. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Rettungsplan.

Jetzt wirft die US-Regierung den großen Rettungsanker: Der Staat will den taumelnden Banken ihre Risikopapiere abnehmen und so die Finanzkrise in den Griff bekommen. Nötig ist dafür die gigantische Summe von rund 500 Milliarden Dollar.

Die Börsen reagierten euphorisch auf die Ankündigung. Der Deutsche Aktienindex gewann mehr als vier Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones legte zu Handelsbeginn 400 Punkte zu. Wie sieht das Rettungspaket aus? Der US-Staat will eine Auffanggesellschaft gründen, die sämtliche faulen Kreditpapiere der Banken übernimmt. „Der Staat haftet dann für die Risiken aus diesen Papieren“, sagt Dieter Hein, Aktienanalyst bei Fairesearch. Die Banken wären damit den Schwarzen Peter los. Deswegen stiegen die Kurse der Geldhäuser am Freitag auch rasant.

Was macht die US-Regierung mit den Risikopapieren? Hinter den Papieren stecken Forderungen an Kreditnehmer. Fallen sie aus, muss der US-Staat das Geld abschreiben. Den Großteil der Papiere wird der Staat aber in seiner „Bad Bank“ („schlechte Bank“) halten, bis sich die Krise gelegt hat. Dann steigt der Wert der Papiere möglicherweise wieder – und die Auffanggesellschaft kann sie verkaufen. „Erst dann zeigt sich, wie viel die USA das Ganze unterm Stich gekostet hat“, sagt Andreas Speer, US-Experte bei der BayernLB.

Am Ende finanzieren die Steuerzahler das Paket

Wo nehmen die Amerikaner das Geld her? Die Regierung wird dafür selbst Kredite aufnehmen müssen. „Das wird die Staatsverschuldung eins zu eins erhöhen“, sagt Ökonom Speer. Soll heißen: Am Ende finanzieren die amerikanischen Steuerzahler das Rettungspaket. Die Experten sind sich aber einig: Der Eingriff des Staates war nötig. „Das US-Finanzsystem drohte zusammenzubrechen“, meint Dieter Hein. „Eine andere Lösung gab es nicht mehr.“

Ist die Krise damit gebannt? Noch ist der Rettungsplan nicht unter Dach und Fach. Sollte er aber funktionieren, dann wird das „die US-Finanzbranche deutlich stabilisieren“, meint Analyst Hein. Geht es den Banken besser, dann dürfte das auch die Auswirkungen der Krise auf die Konjunktur mildern.

Die USA fallen für Jahr als weltweiter Wachstumsmotor aus

Gelöst sind die Probleme der US-Wirtschaft damit aber nicht. „Die Zeiten, in denen die Amerikaner in dem Maße wie früher auf Pump leben konnten, sind vorbei“, sagt Volkswirt Speer. Er glaubt, dass die USA „für Jahre als Wachstumsmotor und boomender Exportmarkt für die Weltwirtschaft ausfallen“. Zumal dem US-Staat wegen der hohen Schulden die Hände gebunden sind.

Wie geht es an den Börsen weiter? Er bleibt dort wohl stürmisch. „Solange die US-Konjunktur Probleme hat, wird auch das Börsenumfeld schwierig bleiben“, meint Gerhard Schwarz, Aktienstratege bei Unicredit. Auch Wolfgang Albrecht von der Landesbank Baden-Württemberg glaubt: „Das Rettungspaket war nicht der große Befreiungsschlag.“

Am Ende des Jahres sieht die Bank den deutschen Aktienindex nicht höher als 6000 Punkte. Die Börsianer müssten sich dabei in den kommenden Monaten aber auf eine rasante Achterbahnfahrt einstellen: „Wir rechnen damit, dass es nach oben und unten kräftige Ausschläge geben wird.“

Andreas Jalsovec

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