USA: Schüsse in Washington

WASHINGTON Auf dem Kapitol in der US-Hauptstadt Washington liegen die Nerven blank. Nicht nur wegen des „Government Shutdowns“, des Haushaltsstillstands. Gestern Nachmittag war Washington im Ausnahmezustand – Schüsse, Menschen, die in Todesangst so schnell laufen, wie sie können, Straßen voller Einsatzfahrzeuge und schwer bewaffnete Polizisten.
Eine Reihe von Schüssen gegen 15 Uhr löste die Panik aus. Über die Lautsprecheranlage des Kapitols wurde Anweisung gegeben, jeder solle in Deckung gehen – wegen einer „Active Shooting Situation“. Zuerst hörte sich alles nach einem Feuerwerk an, sagten Abgeordnete. Dann aber, erinnern sich die Demokraten Gerry Connolly und Matt Cartwright, war klar, dass es sich um Schüsse handelte – „wie die erste Salve von Salutschüssen“.
Vorausgegangen war eine Verfolgungsjagd. Mit einem schwarzen Lexus war eine Unbekannte erst in eine Sicherheitsbarrikade vor dem Weißen Haus gefahren, bevor sie quer durch die Innenstadt in Richtung Kapitol raste. Dutzende Polizeiwagen verfolgten sie. Am Kapitol wurde sie von der Polizei in die Zange genommen. Vor und zurück manövrierte die Fahrerin und rammte dabei auch ein Polizeiauto. Sechs bis zwölf Schüsse fielen mit Handfeuerwaffen, sagte ein Augenzeuge. Passanten wurden aufgefordert, in Deckung zu gehen und sich auf den Boden zu legen. Die Frau trat erneut aufs Gas und raste durch die Innenstadt, ehe sie mit einem Polizeiauto zusammenstieß.
Wenig später hieß es, in dem Auto sei ein kleines Mädchen im Kindergartenalter gefunden worden. Es soll unversehrt geblieben sein – die Frau, meldeten hinterher einige Quellen, sei tot.
Ein Polizist dagegen wurde wohl verletzt: Fernsehbilder zeigen ihn, wie er auf einer Trage weggebracht wird. Er soll nicht in Lebensgefahr sein. Die Regierungsgebäude, der Oberste Gerichtshof und die Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus wurden sofort gesperrt.
Ironie des Augenblicks: Ausgerechnet die Polizisten, die bereit waren, zum Schutz der Regierenden ihr Leben zu riskieren, taten dies ohne Bezahlung – wegen der Unfähigkeit der Politiker, zu einer Einigung im US-Haushaltsstreit zu kommen. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei – die Politiker kamen zusammen, um ihr Tauziehen fortzusetzen. Die Polizei ging von keinem terroristischen Hintergrund aus. Wer die Frau in dem Lexus war, was sie vorhatte, blieb zunächst unklar. Ein Spaßvogel schrieb auf Twitter: „Die Polizei hebt die Sperrung der Regierungsgebäude auf, jeder kann zurück zur Nicht-Arbeit.“ sun/zo