US-Haushaltsstreit: Folgen für Europa
Von München aus gesehen, der Stadt der (meistens) perfekten Verwaltung, ist der Haushaltsstreit in den USA für manche Betrachter von Unterhaltungswert. Zwei Züge, nämlich die der Demokraten und der Republikaner rasen aufeinander zu, es tut einen großen Knall, Hunderttausende Staatsdiener bleiben zuhause und wir können wohlfeile Worte über die Vorteile der Konsens-Kultur in Deutschland verlieren: Wie viel besser bei uns die Fliehkräfte in der Gesellschaft austariert sind. Wie beherrschbar bei uns der Einfluss der Geldgeber auf die Politik ist – verglichen mit den übermächtigen Lobby-Verbünden in den USA.
Nur: Die widerstrebenden Interessen in den Vereinigten Staaten und das Unvermögen der Regierung, sie unter einen Hut zu bekommen, haben auch für Europa Folgen. Immer noch hängt unsere Wirtschaft zu einem guten Teil von den USA ab, ist der Aufschwung an den Börsen der Hoffnung auf eine bessere Konjunktur in Amerika geschuldet.
Dort aber gefällt sich ein großer Teil der politischen Klasse in einem gefährlichen Fatalismus. Wachstum, sozialer Ausgleich und Umweltpolitik schließen sich für die selbsternannten Pragmatiker gegenseitig aus. Die Notenbank schaufelt blindwütig Geld ins System, in der Hoffnung, dass sich die Verwerfungen in der US-Wirtschaft irgendwie und irgendwann von selbst lösen. Doch dadurch steigt die Gefahr eines erneuten Crashs – der Europa mit großer Wucht treffen würde.