Unsinn in China

AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über Seehofers China-Reise
Wer Horst Seehofer kennt, weiß, dass er sich gerne in Ironie flüchtet und dabei besonders lustig und erhaben fühlt. Genauso könnte man seine Dauer-Ironie aber auch als einen Art Abwehrmauer für seine Schwächen analysieren. Wie auch jetzt in China. Denn auf internationalem Parkett ist der Ingolstädter Reise-Novize noch ein absoluter Provinzling.
Offensichtlich haben ihm die vor Macht strotzenden Bauwerke in Peking um den Platz des himmlischen Friedens, das gewaltige Mausoleum von Mao und die prunkvolle Verbotene Stadt ein bisserl die Sinne vernebelt. Wie sonst konnte er denken, er müsse sich ironisch über die Diktatur in China auslassen: „Je zentralistischer die Macht, desto höher die Harmonie.“ Der deutsche Föderalismus sei dagegen eine Quelle der Zwietracht. Und: „Alles in einer Hand ist die höchste Form der Harmonie.“
Was Seehofer da von sich gab, ist alles andere als philosophisch, sondern blanker Unsinn. Eine Diktatur zu verharmlosen, zeugt nicht gerade von großer Sensibilität. Auch ist Harmonie ganz sicher kein Wert an sich. In China wird sie durch bedingungslose Unterwerfung erzeugt. Und als bayerischer Ministerpräsident ist doch gerade Seehofer der Nutznießer des Föderalismus, in dem er selber so gerne Zwietracht sät. Nun könnte man ihm vorwerfen, in seiner Seele sei weder Föderalismus noch Demokratie verankert. Vielleicht aber hilft eine Studienreise für Seehofer ins alte Rom auch: Dort hieß es: „Wenn du geschwiegen hättest, wärst du Philosoph geblieben.“ Das gilt bis heute.