Unfit für die Lehre: Schlechte Noten für Bewerber
BERLIN/MÜNCHEN - Jeder zweite deutsche Schulabgänger ist nicht fit genug für eine Lehrstelle. Fast die Hälfte aller Abgänger ist gar nicht oder nur eingeschränkt ausbildungsreif. Das geht aus dem Entwurf für den „Berufsbildungsbericht 2010“ hervor.
Den Bericht gibt das Bundesbildungsministerium jährlich heraus. Die neueste Untersuchung zeigt: 47,3 Prozent der Jugendlichen besuchen nach der Schule noch einen freiwilligen Förderkurs, um ihre Vermittlungschancen auf dem Jobmarkt zu erhöhen.
Hintergrund: Viele Lehrlinge bekommen keinen Ausbildungsplatz, weil sie den Unternehmen nicht gut genug sind. Mängel bei den Bewerbern und damit Nachwuchsprobleme gibt es laut Bildungsbericht vor allem bei den Klempnern, Fleischern und Gebäudereinigern. Aber auch in Gastronomie und Lebensmittelhandel bleiben bis zu 15 Prozent der Ausbildungsplätze unbesetzt.
„Das Problem ist uns bekannt“, sagt Susanne Droux, verantwortlich für Berufsbildung beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. „Es mangelt oft an grundsätzlichen Vorraussetzungen: Rechnen, Lesen und Schreiben. Manche können nicht einmal die Speisekarte richtig schreiben. Aber auch soziale Kompetenzen fehlen – ein einfaches Bitte oder Danke.“ Den Bewerbern fehle es an Konzentration und insbesondere an Motivation. „Wir begegnen aber auch ebensovielen ausbildungsreifen Bewerbern“, berichtet Droux.
Rein rechnerisch haben junge Abgänger große Chancen auf eine Ausbildungsstelle. 2009 gab es, trotz Rückgang der vorhandenen Jobs, immer noch 17300 vakante Ausbildungsplätze. Dem standen 9600 unversorgte Bewerber gegenüber. Damit gab es immer noch einen Überschuss an 7700 Lehrstellen, die nicht besetzt wurden.
Das liegt auch an der hohen Zahl an Schulabbrechern. „Nach wie vor erreichen viele junge Menschen weder den Schulabschluss noch eine vollqualifizierende Ausbildung“, heißt es im Berufsbildungsbericht. Fast jeder dritte Bewerber benötigt mehr als ein Jahr, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Auch Umfragen bei Unternehmen ergeben „mangelndes Leistungsvermögen und unzureichende schulische Qualifikation“ als Ursachen für die lange Suche. Darum versuchen die Abgänger ihre Defizite in Förderkursen zu beheben. sch
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