Überflüssige Geschenke?

Werden mit dem zusätzlichen Geld, das die Bürger jetzt bekommen, Arbeitsplätze gerettet?CHRISTIAN DREGER: Wir sehen das skep
von  Abendzeitung
Die Steuererleichterung hilft dem Arbeitsmarkt wenig, fürchtet der Christian Dreger, Leiter der Konjunkturabteilung des DIW in Berlin.
Die Steuererleichterung hilft dem Arbeitsmarkt wenig, fürchtet der Christian Dreger, Leiter der Konjunkturabteilung des DIW in Berlin. © abendzeitung

Werden mit dem zusätzlichen Geld, das die Bürger jetzt bekommen, Arbeitsplätze gerettet?

CHRISTIAN DREGER: Wir sehen das skeptisch. Deutschland profitiert zurzeit schon von ausländischen Konjunkturprogrammen, weil sie den Export stützen. Unser inländischer Konsum zeigt eigentlich keine Schwäche, sondern wirkt stabilisierend. Das liegt daran, dass die Inflation erheblich abgenommen hat. Wir erwarten dieses Jahr nur noch 0,5 Prozent Preissteigerung, nach 2,6 Prozent im vergangenen Jahr. Dadurch haben die Haushalte einen deutlichen Kaufkraftgewinn.

Heißt das, dass die aktuellen finanziellen Wohltaten am Ende gar nicht nötig wären?

Das Risiko ist, dass das Geld nicht vollständig für Konsumzwecke verwendet, sondern gespart wird. Der Konsum bricht nur ein, wenn der Arbeitsmarkt einbricht.

Und das befürchten Sie zurzeit nicht?

Gegenwärtig entwickelt sich der Arbeitsmarkt völlig untypisch für eine Rezession. In früheren Rezessionen ist die Beschäftigung gesunken, sobald die Produktion gesunken ist. Im Moment ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, aber nur moderat, und auch diese Steigerungsraten gingen vielleicht auf Witterungseinflüsse zurück. Die Unternehmen haben bisher vor allem die Arbeitszeitkonten geplündert und auf Kurzarbeit gesetzt, die Berlin dankenswerterweise erleichtert hat. Wir haben ja immer noch einen Fachkräftemangel, und viele Unternehmen versuchen, ihr Personal zu halten, um im Aufschwung genügend qualifizierte Kräfte zu haben.

Hätte die Regierung also eher die Möglichkeiten für Kurzarbeit ausweiten sollen, anstatt den Bürgern Geld zu schenken, das doch nur ins Sparschwein kommt?

Die Möglichkeit, Kurzarbeit anzumelden, gibt den Unternehmen ein zusätzliches Argument, Beschäftigung zu erhalten. Entscheidend sind aber die Absatzaussichten. Wenn in der zweiten Jahreshälfte keine robusten Anzeichen für einen Aufschwung da sind, wird man verstärkt Mitarbeiter entlassen. sun

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