Trotzdem Champions – der Herzen!

Gunnar Jans, Sportchef der AZ, über den FC Bayern, der sich als herausragender Verlierer präsentiert.

Samstagnacht also war jener Moment gekommen, in dem alles auf der Kippe stand: das Gefühl, der Ruf, letztlich sogar die Zukunft. Und für einen Augenblick war zu befürchten, dass Louis van Gaal, der jede Niederlage als Respektlosigkeit empfindet, aus der Bahn geraten könnte: Wie er an Müllers Torschüssen und dem Schiedsrichter herummurrte, gegen Beckenbauers Ribéry-Wehklagen und Rummenigges Feier-Anordnung aufbegehrte – und am liebsten die ganze Sause auf dem Rathausbalkon abgesagt hätte!

In dieser Nacht und am nächsten Tag lernte er den FC Bayern erst richtig kennen.

Der Weg von Madrid zurück nach München auf den Marienplatz war die wohl wichtigste Reise, die sie zusammen unternommen haben: der Verein und seine Fans. Als der Trainer und die Mannschaft ihr Ziel erreicht hatten, das Zentrum der Stadt, da sahen sie, dass sie längst angekommen waren: in den Herzen der Fans. Es war, als habe diese finale Niederlage im Champions-League-Endspiel das Gefühl erst noch bestärkt. Und auch außerhalb Münchens (oder in Obergiesing!) dürfte niemand Häme empfunden haben über dieses 0:2.

Die Bayern haben sich als herausragende Verlierer präsentiert, und das wird die Sympathie, die ihnen zuletzt sogar bundesweit zuteil wurde, nur noch verstärken: Wie sie den Triumph von Inter anerkennen, ohne ins Loch zu fallen. Wie sie selbstbewusst, doch ohne Höhe auf die Finals der nächsten Jahre hoffen. Auf dass dieser jungen Mannschaft die Zukunft gehöre! Wie sie vor allem eine Symbiose mit den Fans eingingen, die man so, nach einer Endspielniederlage, noch niemals und nirgendwo erlebt hat.

In Madrid ist für den FC Bayern nichts kaputt gegangen, nichtmal ein Traum. Der lebt nämlich weiter. Bei der Ankunft in München hat das sogar van Gaal verstanden.