Traumland unter
Die Einwohner der Malediven suchen eine neue Heimat. Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über das Megathema Klimawandel.
Warm und gar nicht wohl dabei ist’s so manchem, weil es doch viel ungemütlicher sein müsste in der Jahreszeit. Es ist „irgendwie anders als früher“, wer hätte solche Bemerkungen noch nicht gehört. Aber es geht nicht nur um Befindlichkeiten und Mäkelei. Denn was hierzulande nur Wetterfühligkeit auslöst oder schlechte Laune, ist woanders ein ernstes Problem, genannt Klimawandel. Der Konjunktur der Krisen folgend, starren wir auf die Wirtschaft und die prekären Finanzen. Die Angst um Sparbuch oder Job ist elementar, aber es geht noch bedrohlicher. Man kann buchstäblich den Boden unter den Füßen verlieren.
Der neue Regierungschef der Malediven kennt dieses Gefühl. Der Klimawandel ist dort mehr als ein milder Winter, das Inselreich droht buchstäblich unterzugehen. Und Premierminister Mohamed Nasheed denkt an Auswanderung – für sich und seine 385 000 Landsleute. Nur auf den allerersten Blick hat die Nachricht was komisches, denn der steigende Meeresspiegel lässt dem Regierungschef keine Wahl. Er kann nicht darauf warten, ob die Klimakatastrophe und damit die steigenden Fluten der Meere tatsächlich gestoppt werden können. Man plant schon Landkauf in Indien oder Australien.
Das Geld für den Exodus soll ausgerechnet aus dem Tourismus kommen, und hier wird’s richtig tragisch: Die Touristen, die mit ihren Fernflügen besonders stark zur Erderwärmung beitragen, sollen die Zukunft der Insulaner retten, auch wenn es deshalb die Inseln bald nicht mehr gibt.
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