Tipps zur Starthilfe: Geldanlage in unruhigen Zeiten

Wer bisher nicht investiert hat, wird durch die aktuellen Krisen nicht gerade ermuntert. Warum man es doch wagen sollte.
Martina Scheffler |
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Wie können sich Investments in schwierigen Situationen lohnen? Mit einigen Tipps kann auch jetzt ein Einstieg gelingen.
Wie können sich Investments in schwierigen Situationen lohnen? Mit einigen Tipps kann auch jetzt ein Einstieg gelingen. © imago images/YAY Images

Die Folgen von Pandemie und Ukraine-Krieg beuteln die Weltwirtschaft. Soll man überhaupt noch in die Aktienwelt einsteigen? Wir haben Tipps zur Starthilfe.

Lohnt es sich derzeit, neu in den Aktienmarkt einzusteigen?

"Erfolgreiches Investieren am Aktienmarkt heißt weiterhin in erprobte, langfristig überlegene Investmentideen und Strategien beziehungsweise Qualitätstitel zu investieren und das hat sich auch mit der Ukrainekrise nicht geändert", sagt Christian Fischl, Geschäftsführer bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen, der AZ.

Christian Fischl, Geschäftsführer bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen.
Christian Fischl, Geschäftsführer bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. © Huber, Reuss & Kollegen

"Der Realzins ist nach wie vor tiefrot und von daher gibt es wenig Alternativen zum Aktienmarkt. Auch die Gewinnmargen vieler Unternehmen sind derzeit hoch und auch das spricht für das Anlegen in Aktien. Die Inflation ist zwar weiter steigend und Zinserhöhungen wird es geben, aber eine Rückkehr zum positiven Realzins wird noch lange dauern, das alles spricht weiter für Aktien."

Auch der Hamburger Börsen-Experte Ulrich Müller ist sicher: "Nach der Ukraine-Krise sehen wir wieder eine steile Rally nach oben."

Marco Herrmann, CEO der Münchner Vermögensverwaltung Fiduka, sagt der AZ: "Mit einem langfristigen Anlagehorizont kann man Sicherheit erzeugen, da das Risiko eines Verlustes mit zunehmender Anlagedauer gegen Null tendiert. Es braucht also nur den Mut zum Einstieg und viel Geduld mit dem Verkauf." Er rät, den Einstieg in Aktien stufenweise über Sparpläne zu beginnen, die jeden Monat automatisiert einen zuvor festgelegten Betrag investieren.

Marco Herrmann, CEO der Münchner Vermögensverwaltung Fiduka.
Marco Herrmann, CEO der Münchner Vermögensverwaltung Fiduka. © Thomas Niedermueller

Welche Tipps gibt es für ein ausgewogenes Portfolio?

Für Tipps benötige man eigentlich Grundinformationen des Anlegers, sagt Fischl. Als "ausgewogen" gelte, bis zu 60 Prozent in Aktien und vor allem diversifiziert anzulegen. "Zudem ist es, gerade auch aktuell, wichtig, qualitativ hochwertig aufgestellt zu sein, dann kann man auch in so einen turbulenten, volatilen Umfeld mit seinem Portfolio noch ruhig schlafen." Auch die Anlagedauer sollte man vorher überlegen, so Fischl. "Kurzfristiges Anlegen mit einem Anlagehorizont von weniger als drei bis fünf Jahren hat nichts mit Vermögensverwaltung zu tun, sondern ist mehr Spekulation und keine Investition."

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Herrmann rät bei einem Anlagehorizont von mehr als sieben bis zehn Jahren zu Aktien. Wegen hoher Kursschwankungen sollte man auch Gold und Anleihen hinzunehmen und zudem erst Ziele festlegen: Will man ein Haus kaufen oder fürs Alter vorsorgen, und benötigt man einen Notgroschen?

In der derzeitigen Lage empfiehlt Fischl, auch an Rohstoffe, Energie oder Grundstoffe und Edelmetalle zu denken. "Im Bereich der Anleihen, wo es noch schwieriger ist, Renditen zu erzielen, kann man auch auf einen Renten-ETF oder zum Beispiel auf einen Rentenfonds mit einer Spezialexpertise setzen wie etwa den Arbor Invest Spezialrenten Fonds."

Immobilien-Investition: Was muss man für eine gute Rendite beachten?

Immobilien seien auch jetzt noch "generell sehr hoch bewertet", sagt Fischl. Sie würden als Sachwert in der Krise "sicher auch nicht weniger wert".

Allerdings werde auch in diesem Bereich die Konsolidierung kommen "oder, und das bedenken die wenigsten, die Steuerlast auf Immobilien kann sich noch erheblich steigern".

Als Geldanlage seien Wohnimmobilien für die Allermeisten ungeeignet, so Herrmann. Die Kosten seien enorm und Diversifikation in verschiedene Objekte schwierig. Es entstehe ein "Klumpenrisiko".

Fischl gibt zudem zu bedenken, dass Vermieter immer wieder mit Mietausfällen, teurer Renovierung und Modernisierungen zu kämpfen haben, "so dass eine Mietrendite auf dem aktuellen Niveau meist nicht mehr möglich ist". Wer finanziell potent ist und gerne eine Immobilie kaufen möchte, der soll laut Fischl vor allem eines beachten: "Lage, Lage, Lage."

Eine selbstbewohnte Immobilie ist eher anzuraten, sagt Herrmann. "Man spart die Miete, dafür muss man allerdings lange Zeit auf viel verzichten." Bei guter Finanzierung seien Schulden hoffentlich mit Renteneintritt abbezahlt. "In diesem Sinn ist ein eigenes Zuhause eine sinntragende und gute Investition."

Was sollten junge Leute beachten, die einsteigen und auf schnelles Geld hoffen?

Schnelles Geld - diesen Zahn zieht Fischl ebenso schnell. "Wenn man hört, dass es plötzlich Krypto-Millionäre gibt, von Leuten, die sich getraut haben, in die vor ein paar Jahren noch unbekannten Bitcoin oder sonstigen Kryptowährungen zu investieren, hört sich das toll an, aber mit Kapitalanlage hat das nichts zu tun, sondern ist schlicht und ergreifend Spekulation und Glück." Fischl hat einen anderen Tipp: "Wir favorisieren bei Zukunftsthemen die Blockchain-Technologie und alles, was damit zusammenhängt."

An Schulen werde leider "so gut wie nichts über Wirtschaft, Finanzmärkte und Versicherungen gelehrt", bedauert Herrmann. "Wichtig ist, zu verstehen, wie Aktien, Anleihen und Fonds (inklusive ETFs) grundsätzlich funktionieren. Hierfür gibt es eine Reihe kurzer Ratgeber, die schnell Licht ins Dunkel bringen." Was dagegen meist gar nicht funktioniere: "heiße Tipps" von Freunden oder aus Zeitschriften.

Auch Ulrich Müller warnt: "Schlechtes fundamentales Wissen über Wirtschaft und mäßiges über Aktien gepaart mit der Gier zum schnellen Reichtum aus Angst vor der nächsten Krise führt dazu, dass viele junge Anleger das Risiko von Aktien völlig unterschätzen und sich sogar hoch verschulden."

Günstige Aktien: Wie unterscheide ich lohnende "Schnäppchen" von schlechten Geschäften?

Günstig sei relativ, sagt Fischl. Das solle nicht nur am Kursverfall festgemacht werden, "sondern man muss sich auch fragen, ob nicht vielleicht gerade ein Paradigmenwechsel passiert, wie es bei der Corona-Pandemie der Fall war, und der Wert eventuell gar nicht mehr steigen wird oder ob tatsächlich ein Kursrutsch nur von einem hohen Niveau zu einem nun wieder interessanten Niveau geführt hat".

Bei vermeintlichen Schnäppchen sei Skepsis angebracht, sagt Herrmann. "Generell empfehlen wir Anlegern, die sich selbst um die Geldanlage kümmern möchten, ohne daraus gleich ein Hobby zu machen, auf ETFs oder gute Fonds zu setzen - und unbedingt auf die Kosten achten. Denn neben der Zeit ist der zweite Erfolgsfaktor die Diversifikation." Dann spiele auch eine Pleite wie die von Wirecard keine relevante Rolle.

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