Teuer, teurer, München: So kostspielig wie hier ist das Leben nirgends

Die Münchner zahlen 20 Prozent mehr als der Durchschnitts-Bayer. Die hohen Lebenshaltungskosten fressen die guten Gehälter auf. Folge: Sogar Bürger in Kronach oder Bielefeld haben am Ende mehr Geld in der Tasche.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Wo es in der Karte rot ist, ist das Leben besonders teuer.
Bundesinstitut für Raumforschung Wo es in der Karte rot ist, ist das Leben besonders teuer.

MÜNCHEN - Die Münchner zahlen 20 Prozent mehr als der Durchschnitts-Bayer. Die hohen Lebenshaltungskosten fressen die guten Gehälter auf. Folge: Sogar Bürger in Kronach oder Bielefeld haben am Ende mehr Geld in der Tasche.

Peter Steininger hat es bis vors Verfassungsgericht geschafft – und am Ende doch verloren. Im Jahr 2007 wollte der Münchner Polizeibeamte vor Gericht eine höhere Besoldung durchsetzen. Begründung: München ist zu teuer, um dort mit einem Beamtengehalt leben zu können.

Die Verfassungsrichter wiesen Steiningers Klage ab. Doch eine neue Studie des Bundesinstituts für Raumforschung (BBSR) zeigt: Der Polizist hatte mit seiner Argumentation recht. Denn die bayerische Landeshauptstadt ist mit Abstand das teuerste Pflaster in Deutschland. So teuer, dass die Preise den Vorteil hoher Einkommen auffressen. „Das Realeinkommen“, so der Autor der Studie Rupert Kawka, „sinkt auf ein Durchschnittsniveau ab.“ Die Ergebnisse der Studie.

Die Preise

Drei Jahre lang haben Kawka und seine Mitarbeiter bundesweit tausende Preise zusammengetragen – von Vollkornbrot und Tomaten über Schuhe und Elektrogeräte bis zu Energiekosten und Kinderkrippen. Der Warenkorb, den sie daraus für jede Region errechnet haben, zeigt: So teuer wie in und um München ist das Leben nirgends. Selbst in Hamburg lebt sich’s noch gut 11 Prozent günstiger, in Stuttgart 8 Prozent, in Berlin sogar 19 Prozent. Besonders hoch ist der Unterschied innerhalb des Freistaates: Verglichen mit dem Bayern-Schnitt ist München 20 Prozent teurer. „Was kostet, sind vor allem die Mieten“, sagt Experte Kawka. „Und Dienstleistungen wie Handwerker, Friseur oder das Pflegeheim (siehe Tabelle ). Bei Lebensmitteln oder Kleidung sind die Preisunterschiede dagegen relativ gering. Der Grund: Das Preisniveau wird hier von großen Einkaufsketten bestimmt, die oft Einheits-Preise haben. Auch die günstigste Stadt der Republik liegt im Freistaat: Tirschenreuth in der Oberpfalz. Hier ist das Leben fast ein Drittel billiger als in München.

Die Einkommen

München liegt hier gut – aber längst nicht vorne. Pro Nase und Jahr hat jeder Einwohner vom Baby bis zum Greis im Schnitt 22600 Euro für Konsum und Sparen zur Verfügung (nach Steuern und Abgaben). Bei einem dreiköpfigen Haushalt sind es also rund 68000 Euro. Deutlich mehr bleibt den Starnbergern mit 28800 Euro pro Kopf. Auch der Landkreis München steht mit 24700 Euro gut da. Nürnberger haben 18600, Frankfurter 18000, Berliner 15300 Euro.

Die Kaufkraft

Trotz überdurchschnittlicher Einkommen bleibt den Münchnern am Ende des Monats oft weniger übrig als Verbrauchern in anderen deutschen Regionen. So stehen etwa die Bewohner im fränkischen Kronach besser da, heißt es in der BBSR-Studie. Sogar Bielefelder oder Wuppertaler haben mehr. In diesen Regionen ist zwar das Einkommen nur Durchschnitt – aber das Leben so billig, dass unterm Strich mehr bleibt. „Dafür hat München viele Dinge zu bieten, die es in solchen Regionen nicht gibt“, sagt Rupert Kawka. „Wer diese Lebensqualität will, muss dafür eben zahlen.“

Andreas Jalsovec

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.