Teuer aber wenig drin: Die Mogelei mit den Packungen

Die schlimmsten Befürchtungen haben sich erfüllt: Seit dem April gibt es die neue Verpackungsverodnung. Für den Verbraucher kaum zu erkennen: Produkte wegen geringerer Füllmenge oft deutlich teurer
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HAMBURG - Die schlimmsten Befürchtungen haben sich erfüllt: Seit dem April gibt es die neue Verpackungsverodnung. Für den Verbraucher kaum zu erkennen: Produkte wegen geringerer Füllmenge oft deutlich teurer

Bilanz nach einem halben Jahr: Immer mehr Hersteller nutzen das zu heimlichen Preiserhöhungen, frei nach der Formel: Gleiche Packungsgröße, gleicher Preis – aber weniger Inhalt. Der Käufer merkt’s es oft erst auf den zweiten Blick. Davor warnt die Verbraucherzentrale Hamburg.

Milch in Fertigpackungen beispielsweise durfte bis April nur in 0,5 Litern, 0,75 Litern und 1 Liter verkauft werden. Seitdem haben Hersteller freie Hand dabei, in welchen Mengen sie ihre Produkte verpacken.

Das Erscheinungsbild der meisten Artikel hat sich dabei nicht geändert. „Viele Verpackungen sehen aus wie früher“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg zur AZ. Der Käufer merkt beim Griff ins Regal nicht, dass das Produkt teurer geworden ist. Erst bei genauem Hinsehen kann er es erkennen.

Beim Schoko-Riegel „Milky-Way“ ist der höhere Preis nur auf der Rückseite zu entschlüsseln. Früher hatte ein Riegel 26 Gramm, heute nur noch 21,9 Gramm. Das entspricht einer Preiserhöhung von 18,7 Prozent. Seine Schokolinsen hat Brandt sogar um 66,7 Prozent verteuert. Früher waren in einer Packung 250 Gramm, jetzt bekommt man für den gleichen Preis nur noch 150 Gramm. Ein Verbraucher beschwerte sich bei Brandt darüber. Als Grund verwies der Lebensmittelhersteller auf eine neue Rezeptur, die keine künstlichen Farbstoffe mehr enthalte. Das allerdings war auch vorher schon der Fall. Auch Windelhersteller Pampers ist auf das Boot der versteckten Preiserhöhung aufgesprungen. Bisher waren in einer Packung 44 Windeln, jetzt sind es nur noch 40. Der angebliche Grund: „Die Rohöl- und auch Zellstoffpreise sind deutlich gestiegen“, sagt Pampers.

Bei den betroffenen Produkten handelt es sich nicht um No-Name Artikel, die mit höheren Preisen mehr Geld abgreifen wollen. „Es handelt sich gerade um Markenartikel, die versuchen den bisherigen Preis zu halten, aber die Füllmengen oft deutlich verringern“, sagt Valet.

Fälle von versteckten Preiserhöhungen ziehen sich querbeet durch die gesamte Produktpalette eines Supermarktes. „Von Süßwaren über Kosmetik- und Reinigungsprodukte bis hin zu Gemüse“ kann man die teureren Produkte finden, sagt der Verbraucherschützer. Das Schlimme daran ist, dass dabei ein Domino-Effekt zu beobachten ist. „Ein Markenhersteller fängt an und die anderen ziehen nach“, sagt Valet. Der Tipp des Experten: „Der Packungspreis ist irrelevant. Wer Preise vergleichen will, muss sich den Grundpreis merken.“

Christian Plöß

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