Tarifverhandlungen: Ärzte fordern mehr Geld
MÜNCHEN - Am Montag war Auftakt der Tarifverhandlungen für die Mediziner in kommunalen Kliniken. Je nach Rechnung geht es um fünf oder acht Prozent mehr Lohn für die Ärztinnen und Ärzte.
Quälend lange Nachtschichten, immer mehr Stress im Arbeitsalltag – um die Belastungen ihres Berufs auszugleichen, fordern die 55000 Ärzte an den Stadt- und Kreiskrankenhäusernjetzt unter anderem fünf Prozent mehr Lohn. Am Monatg begannen die Verhandlungen.
Zurzeit verdient ein Krankenhaus-Arzt im ersten Berufsjahr brutto 3662 Euro ohne Zuschläge; ein Facharzt im elften Berufsjahr bringt es auf 6005 Euro, ein Oberarzt im vierten Jahr auf 6411 Euro. Dazu kommen zum Teil Honorare, die über private Krankenversicherungen abgerechnet werden, und Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit.
Allerdings seien die oft lächerlich gering, sagt Andreas Botzlar vom Marburger Bund. „Wenn Sie jemandem nachts 1,28 Euro mehr pro Stunde zahlen, wird er das eher als Beleidigung denn als Belohnung verstehen.“
Die Arbeitgeber halten deutliche Lohnerhöhungen wegen der Finanznot der Kommunen für unrealistisch – ein Argument, das Botzlar nicht gelten lassen will: „Eine Quersubventionierung der kommunalen Krankenhäuser durch die Gemeinden gibt es sowieso nicht mehr“, sagt er. Über den Gesundheitsfonds seien die Kliniken zurzeit recht gut versorgt.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund beziffert die Kosten für ihre Forderungen auf knapp 200 Millionen Euro – dabei seien aber die Aufschläge für nächtliche Bereitschaftsdienste noch nicht eingerechnet. Das Städtische Klinikum in München rechnet mit Mehrkosten von sechs Millionen Euro im Jahr, würden sich die Ärzte durchsetzen.
Manfred Hoffmann, Hauptgeschäftsführer der kommunalen Arbeitgeberverbände, rechnet vor, die Forderungen der Ärzte addierten sich auf mehr als acht Prozent. Das seien für die kommunalen Kliniken insgesamt 300 Millionen Euro pro Jahr. „Eine solche Personalkostensteigerung können wir nicht schultern.“ Rudolf Henke, der Chef des Marburger Bundes, verweist dagegen auf 5000 unbesetzte Arztstellen. Wer gutes Personal wolle, müsse gut zahlen. sun
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