Stress im Job: So krank macht uns der Druck

Jeder dritte Mitarbeiter fühlt sich überlastet, viele gefährden ihre Gesundheit. Das geht aus einer neuen Studie hervor. Die Gründe – und was Experten raten.
von  oz
Den Arbeitnehmern macht vor allem der steigende Ergebnisdruck zu schaffen.
Den Arbeitnehmern macht vor allem der steigende Ergebnisdruck zu schaffen. © imago

Die Büronachbarin hustet ständig, der Kollege niest ununterbrochen: Die Erkältungen haben vor allem über den Winter in den Unternehmen und Abteilungen richtig heftig eingeschlagen. Doch anstatt daheimzubleiben, schleppen sich immer mehr krank an den Arbeitsplatz. „Habe ja so viel zu tun“, heißt es dann. Da bleibt nicht nur der Erkältete selbst wochenlang krank, auch Kollegen stecken sich an.

Nun hat sich die Bertelsmann-Stiftung des Themas angenommen und eine neue Studie präsentiert.

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Das Ergebnis

Wegen großen Drucks am Arbeitsplatz gehen viele Beschäftigte fahrlässig mit ihrer Gesundheit um. Demnach legt ein Viertel der befragten Vollzeit-Beschäftigen ein zu hohes Arbeitstempo vor. Langfristig, so die Interviewten, sei das nicht durchzuhalten. 18 Prozent stoßen oft an ihre Leistungsgrenzen, 23 Prozent machen keine Pausen. Jeder Achte kommt sogar krank zur Arbeit. Das Ergebnis: Damit wachse bei vielen die Gefahr, die eigene Gesundheit zu gefährden.

Selbstgefährdendes Verhalten äußert sich neben dem Verzicht auf Erholung im übermäßigen Konsum von scheinbar leistungssteigernden Substanzen wie Nikotin.

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Die Gründe

Vor allem der steigende Ziel- und Ergebnisdruck in den Unternehmen verleitet Arbeitnehmer dazu, viel mehr zu arbeiten, als ihnen guttut. 42 Prozent beklagten, dass das Arbeitsumfeld durch die Erwartung an steigende Leistungsziele geprägt werde. Jeder Dritte weiß nicht mehr, wie er den Ansprüchen gerecht werden soll. Aus diesem Teufelskreis gebe es kein Entkommen, glaubt jeder Zweite. 51 Prozent geben an, keinen oder nur geringen Einfluss auf ihre Arbeitsmenge zu haben.

Die Experten-Tipps

Für Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung müssten die Unternehmen eingreifen. „Das Management kann die Leistungskultur maßgeblich beeinflussen und durch realistische Arbeitsziele ein gesünderes Arbeitsumfeld schaffen“, sagt Mohn. Um das selbstgefährdende Verhalten der Arbeitnehmer zu reduzieren, schlagen Experten regelmäßig verbindliche Zielvereinbarungsgespräche mit dem Arbeitgeber vor. Die Ziele müssten innerhalb der vertraglichen Arbeitszeit erreichbar sein, so Anja Chevalier von der Sporthochschule Köln.

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Wichtig sei, dass Arbeitnehmer ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickeln, damit sie ihr Leistungspotenzial optimal ausschöpfen könnten, sagt Gert Kaluza vom GMK-Institut für Gesundheitspsychologie in Marburg.

Tipps gegen Stress im Job: Bewusste Pausen – und nicht immer „Ja“ sagen

Oft helfen schon kleine Maßnahmen, um die Arbeit etwas zu erleichtern.

Die AZ zeigt anhand von Tipps der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, wie Arbeitnehmer richtig mit Stress umgehen:

  • Bewusste Pausen machen. Spazieren gehen, Büro verlassen, mit Kollegen reden. Einfach mal ablenken.
  • Nicht zu oft „Ja“ sagen, wenn der Chef weitere Tätigkeiten aufbürden will. Anderen und sich Grenzen setzen. Es ist keine Schande zu zeigen, dass man ausgelastet ist. Und: Dienstfreie Zeit sollte dienstfrei bleiben.
  • Von übertriebenen Leistungsansprüchen trennen. Wer alles perfekt machen will, hat oft einen ungeheuren Mehraufwand.
  • Aktiv Freizeit gestalten. Ideal für den Körper: eine Stunde Joggen oder ein bisserl ins Fitnessstudio – immer noch besser, als vor dem heimischen Fernsehgerät zu versumpfen.
  • Keine psychischen Belastungen in sich hineinfressen. Mit der Partnerin oder dem Partner darüber reden. Vielleicht sogar professionellen Rat suchen.

 

 

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