Strategien gegen den Studienabbruch

Bachelor-Studenten müssen vor allem lernen, mit dem Stress umgehen zu können
von  Abendzeitung
Knapp 15 000 begehrte Studienplätze mit Beschränkung durch Numerus Clausus sind auch gegen Ende des Wintersemesters noch unbesetzt.
Knapp 15 000 begehrte Studienplätze mit Beschränkung durch Numerus Clausus sind auch gegen Ende des Wintersemesters noch unbesetzt. © dpa

Bachelor-Studenten müssen vor allem lernen, mit dem Stress umgehen zu können

Die Bologna-Reform an den Hochschulen ist im Jahr 2009 zehn Jahre alt geworden. Die Verantwortlichen haben ihr „Geburtstagskind“ jüngst auf einer „Jubiläumskonferenz“ noch einmal hochleben lassen.

Viele Studenten wollten aber nicht gratulieren: Sie klagen über Leistungsdruck, Prüfungsstress und zu volle Lehrpläne.

Daran scheitern auch viele Studienabbrecher in Bachelor-Studiengängen, wie eine Studie ergeben hat. Studenten müssen in Bologna-Zeiten daher vor allem eins lernen: mit Stress umzugehen.

Denn die Lehrpläne im Bachelor überfordern viele: Die Hauptgründe für einen Studienabbruch sind Leistungsprobleme und Prüfungsversagen. Das hat das Hochschul-Informationssystem (HIS) in Hannover ermittelt, das Abbrecher befragt hat.

Davon hat im Jahr 2008 jeder Vierte im Bachelor sein Studium in erster Linie aufgegeben, weil Studienanforderungen, Leistungsdruck und Stoffmenge für ihn zu hoch waren. In den alten Studiengängen sagt das nur jeder sechste Abbrecher.

Damit sie später nicht zu den Aussteigern gehören, dürfen Jugendliche keine falschen Vorstellungen vom Studentenleben haben: „Im Bachelor ist eine 40-Stunden-Woche vorgesehen. In der Praxis sind es oft mehr“, sagt Walburga Wolters, Studienberaterin an der Uni Köln. Mit den anderen Dingen des Lebens lässt sich das nur durch ein gutes Zeitmanagement vereinbaren. „Am besten legt man Semester-, Wochen- und Tagespläne an. In die gehören die Zeiten in der Uni, aber auch die Zeit für das Selbststudium. Da verschätzen sich viele.“    

Auch müssen Bachelor-Studenten sich mental wappnen: „Dinge wie Stressmanagement und Selbstorganisation gehören heute zum Studium dazu“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin. Das sei für manche gewöhnungsbedürftig: „Ein Studium klingt heute ein bisschen wie ein Managementkurs.“

Studenten sollten sich nicht scheuen, psychologische Hilfsangebote zu nutzen, sagt Grob. „Man gilt dann nicht als krank.“ Sie müssen aber rechtzeitig Alarm schlagen: „Man darf das nicht verschleppen“, sagt Wolters.

Viele Studenten im Bachelor fühlen sich zudem alleingelassen. Jeder Fünfte gibt laut einer Studie der Universität Konstanz an, dass er keinen Kontakt zu Dozenten hat. „Es ist auch diese mangelnde Feedback-Kultur, unter der Studenten leiden“, sagt Grob. Studenten sollten daher wirklich von Professoren einfordern, ordentlich betreut zu werden – dazu sind diese schließlich da.

Wichtig sei auch, die Studienfinanzierung vorab zu klären, sagt Grob. Denn im Bachelor bleibt oft keine Zeit zum Jobben. „Ein Drittel der Studenten ist aber auf einen Nebenjob angewiesen.“ Geldsorgen bedeuten nicht selten das Aus im Studium: Laut der HIS-Studie gaben sie bei beinahe jedem fünften Abbrecher (19Prozent) den Ausschlag.

Im Notfall sollten Studenten rechtzeitig die Reißleine ziehen, rät Grob. Abbrecher sollten aber nicht alles hinwerfen, sondern neu starten. Das müsse keinen großen Verlust bedeuten. Denn Studenten brechen im Bachelor recht früh ab – im Schnitt nach 2,3 Fachsemestern. „Das ist ein verlorenes Jahr. Aber was ist schon ein Jahr, wenn ich dann weiß, dass ich in meinem Fach richtig bin?“

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