Steuersünder: Die Massenflucht in die Selbstanzeige

MÜNCHEN - Die Zahl der Selbstanzeigen reumütiger Anleger schießt seit der Entscheidung für den Ankauf gestohlener Steuerdaten aus der Schweiz in die Höhe. In Bayern stellten sich allein am Donnerstag 231 Steuerhinterzieher den Finanzämtern.
Nach Informationen der „Passauer Neuen Presse“ (Freitagausgabe) gingen am Montag zunächst 17 Selbstanzeigen im Freistaat ein, dann ging es im Verlauf der Woche steil aufwärts: Am Dienstag kletterte die Zahl auf 70, am Mittwoch auf 129 und am Donnerstag stellten sich den Informationen zufolge weitere 231 Steuerhinterzieher den Behörden.
Bundesweit gingen in den vergangenen zwei Wochen in den Finanzämtern mehr als 400 Meldungen ein. Allein in Niedersachsen stieg die Zahl der Selbstanzeigen von Mittwoch auf Donnerstag um 45 auf 143. Das Land erwartet Nachzahlungen von knapp zehn Millionen Euro. Berlin, Rheinland-Pfalz und das Saarland vermelden ähnlich starke Zuwächse.
Zwischen Flensburg und Garmisch dürfte die Zahl der Steuersünder- Selbstanzeigen insgesamt noch deutlich höher liegen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen haben die Finanzbehörden noch keine Erkenntnisse über die Zahl der Selbstanzeigen. In Baden-Württemberg streitet die schwarz-gelbe Koalition über den Ankauf einer Steuerdaten-CD. Solange das nicht entschieden sei, hielten sich die Steuersünder im Ländle bedeckt, hieß es im Finanzministerium in Stuttgart.
In Berlin schnellte die Zahl der Meldungen am Donnerstag binnen eines Tages um 22 auf 96 in die Höhe. Alle Steuersünder hätten ihr Geld in der Schweiz angelegt, sagte ein Sprecher der Senatsfinanzverwaltung.
Bei einer Selbstanzeige muss der Betroffene nur die Steuern und Zinsen nachzahlen. Eine Strafe droht nicht - vorausgesetzt, der Fall ist den Behörden noch nicht bekannt. (dpa)