Steuersünder- Datei: Das System Schweiz im Zwielicht

Die Affäre um die Steuersünder und die brisante CD weitet sich aus. Ein deutscher Millionär packt über die Methoden aus. 400 Millionen Euro sollen die Daten, die die Bundesregierung kauft, wert sein.
von  Abendzeitung
Die Steuersünder-CD
Die Steuersünder-CD © dpa

Die Affäre um die Steuersünder und die brisante CD weitet sich aus. Ein deutscher Millionär packt über die Methoden aus. 400 Millionen Euro sollen die Daten, die die Bundesregierung kauft, wert sein.

Die brisante Steuer-CD und ihre Daten: Der Ankauf könnte weit mehr Geld bringen, als zunächst angenommen. Inzwischen soll der Informant 100 Stichproben geliefert haben – die Finanzbehörden rechnen angeblich damit, dass ihnen die Daten zu allen 1500 Kunden bis zu 400 Millionen Euro bringen könnten. Es gibt aber auch Zweifler: „Für mich ist das Panikmache von der Regierung, weil die viele Selbstanzeigen provozieren will“, sagt der Fachanwalt für Steuerrecht, Andreas Hagenkötter.

Laut mehreren Quellen stammen die Daten aus dem Bankhaus Credit-Suisse, die allerdings einen Daten-Klau nicht bemerkt haben will. Das gesamte Banken-System der Schweiz gerät immer mehr ins Zwielicht.

So packte ein bayerischer Unternehmer in der „Rundschau“ im Schweizer Fernsehen aus: Der Mann, der jahrzehntelang in Venezuela gearbeitet hatte, hatte sein Millionenvermögen von der Bank UBS verwalten lassen. Er habe dadurch, ohne es zu wissen, gegen geltendes Recht verstoßen. „Die UBS hat mir vorgeschlagen, in Zürich eine Wohnung zu nehmen. Sie hat mir eine Wohnung gesucht, die Verträge gemacht, mir eine Aufenthaltsgenehmigung verschafft und die Pauschalsteuerregelung mit der Stadt Zürich vereinbart.“ Doch gewohnt hat er nie in Zürich und hatte es auch nie vor. Die Bank habe aber in ihren Anträgen behauptet, er plane einen Lebensabend in Zürich.

Was die Bank organisierte, war demnach ein illegaler Scheinwohnsitz. Das Magazin zitiert auch einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank. „Bei Kunden, die in mehreren Staaten lebten, haben wir versucht, durch eine entsprechende Historie eine gewisse legale Fassade aufzubauen.“ Der Mann befindet sich inzwischen im Rechtsstreit mit der Bank.

Nach internen Schätzungen der Credit Suisse haben bis zu 100000 Deutsche ihr Geld in der Schweiz vor dem deutschen Fiskus versteckt. Ihr Vermögen belaufe sich auf 23 Milliarden Euro. In der Schweiz ist die Aufregung groß: Die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey hatte Verständnis für das Interesse der Deutschen an der CD gezeigt. Bürgerliche Parteien werfen ihr nun vor, gegen die Schweiz zu arbeiten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verteidigte den Ankauf erneut. Die Entscheidung sei schwierig gewesen. Aber Steuerhinterziehung sei „alles andere als ein Kavaliersdelikt“.

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