Stärkster Anstieg der Firmenpleiten seit Oktober

Die Konjunkturflaute macht der Wirtschaft zu schaffen. Die Pleitezahlen steigen wieder deutlicher. Doch Experten schränken ein: Nicht an jeder Schieflage sind die äußeren Umstände schuld.
dpa |
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"Oft werden Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen." (Symbolbild)
"Oft werden Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen." (Symbolbild) © Uwe Anspach/dpa
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Wiesbaden

Droht Deutschland eine Pleitewelle? Im Juli stieg die Zahl der angemeldeten Firmeninsolvenzen so stark wie seit Oktober nicht. 19,2 Prozent mehr neue Insolvenzen als ein Jahr zuvor zählten die Amtsgerichte in dem Monat, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Angaben mitteilt.

Im Mai hatte der erste Rückgang der Pleitezahlen seit März 2023 Hoffnung auf eine Trendwende geweckt. Doch schon im Juni legten die Zahlen wieder zu. Ob alle Fälle von den Insolvenzgerichten so weit gebracht werden, dass sie in die amtliche Statistik eingehen, ist noch offen. Der Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt nach Angaben des Bundesamtes oft annähernd drei Monate davor.

Ruf nach Reformen - aber auch hausgemachte Probleme

"Die Wirtschaftskrise dauert an – und deshalb wächst die Welle der Unternehmensinsolvenzen weiter", kommentiert Jupp Zenzen, Konjunkturexperte bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Nach zwei Jahren Rezession sei die Liquidität vieler Betriebe angeschlagen. Zudem belasten hohe Energiepreise und viel Bürokratie. Die Wirtschaft brauche "Entlastung auf breiter Front", mahnt Zenzen. Die Politik müsse "die dringend benötigten Reformen sehr rasch" umsetzen.

Nach Einschätzung des Verbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) reagieren viele Unternehmen aber auch zu spät auf strukturelle Veränderungen in ihren Branchen. "Zu schnell wird die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht", sagt der VID-Vorsitzende Christoph Niering. "Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden."

Viele kleinere Betriebe betroffen

Dass die Zahlen wieder deutlicher anziehen, zeigt sich auch in der jüngsten monatlichen Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das IWH zählt für Juli 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland - 13 Prozent mehr als im Juli 2024 und 64 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Juli der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Weil es weniger Großinsolvenzen gab, seien aktuell jedoch vergleichsweise wenige Jobs von den Pleiten betroffen gewesen.

Anstieg der Pleitezahlen im Gesamtjahr erwartet

Diverse Wirtschaftsauskunfteien rechnen für das Gesamtjahr mit mehr Firmenpleiten als 2024. Im vergangenen Jahr war amtlichen Zahlen zufolge mit 21.812 Fällen ein Höchststand seit dem Jahr 2015 registriert worden. Der Anstieg war erwartet worden, nachdem die staatliche Unterstützung aus der Corona-Pandemie ausgelaufen war. Zudem belasten hohe Energiepreise, Bürokratie und politische Unsicherheit die Unternehmen.

Für den Mai 2025 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 2.036 beantragte Unternehmensinsolvenzen und damit 5,3 Prozent als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im Mai hierzulande 5,9 Firmenpleiten. Dabei entfielen die meisten Fälle auf Verkehr und Lagerei mit 10,9 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Danach folgten das Baugewerbe mit 9,4 Fällen sowie das Gastgewerbe mit 9,0 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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