Staatsknete wird schick
MÜNCHEN - Plötzlich finden immer mehr Banken das Hilfspaket der Bundesregierung gut. Der Grund: Sie fürchten, dass sie ohne das Geld vom Staat hinter ihre Konkurrenten zurückfallen könnten.
Da waren es schon sechs: Erst griffen BayernLB, HSH Nordbank und WestLB nach dem Rettungspaket der Bundesregierung für die Banken. Jetzt liebäugeln drei weitere Landesbanken mit der Staatsknete.
„Wir prüfen eine mögliche Inanspruchnahme des Rettungspakets“, sagte Siegfried Jaschinski, Chef der baden-württembergischen LBBW, der größten deutschen Landesbank. Auch NordLB und Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zeigen Interesse an der staatlichen Hilfe.
Allerdings geht es den Banken nach eigenem Bekunden weniger darum, eine finanzielle Notlage zu lindern. Sie fürchten vielmehr: Die Konkurrenz könnte durch das Staatsgeld einen Wettbewerbsvorteil erlangen. „Die Staatshilfe verbessert natürlich die Position einer Bank. Der Markt hätte sie sonst abgestraft“, erläutert Wolfgang Gerke der AZ, Chef des Bayerischen Finanzzentrums.
„Wettbewerbspolitisch ist das ein Problem“
Hintergrund: Banken, hinter denen der Staat steht, verschaffen sich bessere Ausgangsbedingungen gegenüber der Konkurrenz. Ihre Bonität als Schuldner steigt und sie können sich leichter Kredite beschaffen – in Zeiten der Kreditknappheit ein großes Plus.
„Wettbewerbspolitisch ist das ein Problem“, sagt Bankenprofessor Gerke. In der Branche war deshalb zuletzt immer wieder gewarnt worden: Institute ohne Staatshilfen könnten gegenüber staatlich gestützten ins Hintertreffen geraten – auch international.
„In den USA haben 1800 Banken Staatshilfe beantragt. Erhalten sie diese, stärkt sie das im Wettbewerb“, meint Commerzbank-Chef Martin Blessing. Sein Institut ist als erste große deutsche Privatbank unter den Rettungsschirm geschlüpft. Er glaubt: „Schon bald könnte derjenige stigmatisiert sein, der keine Staatshilfe bekommt.“
Wird das lange verpönte Hilfspaket also doch noch schick, weil es den Banken Wettbewerbsvorteile verschafft? Zumindest wollen wohl auch die Banken der großen deutschen Auto-Hersteller jetzt die Staatsgarantien haben. Während das bei BMW und Daimler eher aus einer Notlage heraus passiert, fürchte VW Wettbewerbsnachteile, wenn man nicht mitziehe, berichtet der „Spiegel“.
Ob jedoch noch mehr Banken aus diesem Grund das Staatsgeld abrufen werden, „das hängt davon ab, wie die Banken die Bedingungen bewerten, zu denen sie das Geld bekommen“, meint Wolfgang Gerke. „Die Gehaltskürzung für Vorstände etwa gefällt sicher nicht jedem.“
A. Jalsovec
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