Staatsanleihen als sicherer Hafen

Börsenexperte Jörg Rahn von der Privatbank M.M. rät Privatanlegern, Aktien zu verkaufen: Es sind „zu viele Risiken im Markt“, sagt der Experte. Als Alternative empfiehlt er öffentliche Rentenpapiere.
von  Abendzeitung
Börsen auf Talfahrt
Börsen auf Talfahrt © dpa

MÜNCHEN/HAMBURG - Börsenexperte Jörg Rahn von der Privatbank M.M. rät Privatanlegern, Aktien zu verkaufen: Es sind „zu viele Risiken im Markt“, sagt der Experte. Als Alternative empfiehlt er öffentliche Rentenpapiere.

Angesichts des Ausverkaufs an den Börsen fällt selbst den Experten der Banken ihr Berufsoptimismus schwer. „Ich kann keinem Kleinanleger empfehlen, jetzt Aktien zu kaufen“, sagt Jörg Rahn von der Privatbank M. M. Warburg zur AZ. Prinzipiell solle der Anleger sogar „überlegen, von welchen Positionen er sich trennen kann“.

Kriterien, nach denen die Börsianer noch vor Monaten Aktien bewertet hätten, gelten nicht mehr, berichtet der Fachmann. „Die Liquidität der Unternehmen spielt eine größere Rolle als früher“, sagt Rahn. „Unternehmen mit einer besseren Eigenkapitalausstattung und einem hohen Cash-Bestand stehen viel besser da als Firmen, die in der nächsten Zeit frisches Geld brauchen.“

Die Talfahrt an den Börsen könnte unter anderem dazu führen, dass Konzerne ihre Beteiligungen an anderen Aktiengesellschaften in der Bilanz des vierten Quartals tiefer ansetzen müssen – das hieße: Die Krise nährt die Krise. Bis zur Bilanzierung sind es allerdings noch einige Wochen. Die Rettung der Buchhalter in den Firmen wäre eine Jahresendrallye auf den letzten Drücker.

Schlägt jetzt also die Stunde der risikofreudigen Anleger, die sich kostengünstig eindecken wollen? Wohl kaum. Rahn warnt davor, den aktuellen großen Ausverkauf an der Börse als Hysterie abzutun: „Ich würde das keine Übertreibung nennen. Es sind einfach sehr, sehr viele Risiken im Markt.“

Eine Prognose bis Ende des Jahres wagt Rahn, der Mitte Juli noch den Dax Ende des Jahres bei 6500 gesehen hatte, zurzeit nicht. Als Alternative zum Aktieninvestment rät er Privatanlegern zu Staatsanleihen oder Tagesgeld. Pfandbriefe kämen wegen des angespannten Marktes dann in Frage, wenn der Anleger sie längerfristig halten könne. sun

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