Spitzeln ist für Lidl nicht billig

Bei dem Discounter werden in den nächsten Tagen einige teure Briefe in der Post landen. Denn jeder einzelne Verstoß gegen die Datenschutzvorschriften soll geahndet werden - und davon gab es bei Lidl sehr viele.
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Lidl kommt die Spitzel-Affäre teuer zu stehen
dpa Lidl kommt die Spitzel-Affäre teuer zu stehen

Bei dem Discounter werden in den nächsten Tagen einige teure Briefe in der Post landen. Denn jeder einzelne Verstoß gegen die Datenschutzvorschriften soll geahndet werden - und davon gab es bei Lidl sehr viele.

Der Lebensmittelkonzern Lidl will die von Datenschutzbehörden wegen der Bespitzelung von Mitarbeitern geforderten Bußgelder zahlen. Laut «Spiegel» handelt es sich um Summen in Millionenhöhe. Das Unternehmen teilte am Samstag in Neckarsulm mit: «Lidl hat den zuständigen Behörden bereits signalisiert, dass das Unternehmen die in diesem Zusammenhang festgesetzten Bußgelder mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Widerspruch akzeptieren wird».

Gleichzeitig betonte Lidl, seine Mitarbeiter nicht flächendeckend und systematisch überwacht zu haben. Das bestätige der vorläufige Bericht der Datenschutzbehörde Baden-Württemberg. Die Datenschützer hätten in allen 35 regieonalen Lidl-Tochtergesellschaften das Fehlen eines betrieblichen Datenschutzbeauftragten bemängelt, zitierte das Unternehmen aus dem Bericht. In insgesamt 15 der 35 Regionalgesellschaften hätten die zuständigen Behörden die unzulässige Protokollierung von personenbezogenen Daten durch Detektive beanstandet. «Betroffen war hiervon nur ein geringer Teil der insgesamt über 3000 Lidl-Filialen in Deutschland», sagte der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragen Joachim Jacob nach Lidl-Angaben. Jacob berate das Unternehmen bei der Konzeption und Umsetzung eines neuen, ganzheitlichen Datenschutzkonzepts. Zudem seien mittlerweile in allen Regionalgesellschaften Datenschutzbeauftragte bestellt.

700.000 Euro allein in Niedersachsen

Niedersachsens oberster Datenschützer fordert von Lidl noch in diesem Monat rund 700.000 Euro Bußgeld wegen der Bespitzelung von Mitarbeitern. Es handele sich allein in Niedersachsen um 60 bis 70 Bußgeldverfahren über je 10.000 Euro, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover am Samstag und bestätigte einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». Danach werden auch die Datenschutzbeauftragten anderer Bundesländer noch im September Bußgelder von Lidl verlangen. Insgesamt geht es dem «Spiegel» zufolge um einen einstelligen Millionenbetrag. Die Strafgelder würden wegen rechtswidriger Überwachung von Mitarbeitern durch Detektive und weiterer Verstöße gegen Datenschutzvorschriften erhoben, heißt es laut «Spiegel» in Kreisen hochrangiger Datenschützer. Betroffen seien Lidl-Vertriebsgesellschaften und Filialen in mindestens acht Bundesländern, vor allem in Niedersachsen und anderen norddeutschen Regionen. Ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover sagte, die Federführung bei den Bußgeldverfahren habe Baden-Württemberg, da Lidl dort seinen Konzernsitz habe. In der aufsehenerregenden Bespitzelungs-Affäre hatte Lidl im März eingeräumt, im vergangenen Jahr in 219 Filialen Detektive eingesetzt zu haben. Gewerkschafter hatten daraufhin von einer «Bespitzelung unglaublichen Ausmaßes» gesprochen. Nach Darstellung von Lidl war es jedoch darum gegangen, Waren gegen Diebstahl zu sichern. «Offensichtlich übereifrige Detektive» hätten dann über ihren Auftrag hinaus Informationen beschafft. Später hatten auch Edeka und Plus eingeräumt, Mitarbeiter per Video überwacht zu haben. (dpa/AP)

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