Spitze?
Viel erben oder reich heiraten – der legale Weg zum Eigentum: Georg Thanscheidt, Vize-Chefredakteur der AZ, über Wohungspreise und Krippenplätze.
Ganz offen gesagt: Manchmal kann einem diese ewige und einsame Spitzenstellung Münchens gewaltig auf die Nerven und an die Nieren gehen. Mal wieder ist unsere Stadt die Nummer 1 – zum wiederholten Mal bei den Immobilien-Preisen. Nirgends in der Republik ist ein Haus, eine Wohnung oder auch nur der schlichte Baugrund dafür teurer als hier. Und dass das dementsprechend hohe Mieten nach sich zieht, daran haben wir uns schon zähneknirschend gewöhnt. Man lebt gerne in München – aber das Leben ist auch saumäßig teuer.
Viel erben oder reich heiraten – das sind sarkastisch betrachtet für viele die einzigen legalen Wege zum Wohneigentum. Beides deckt sich leider nicht mit den vorherrschenden Lebensentwürfen vieler Münchner: Sie bekommen erst jenseits der 30 nach dem x-ten Praktikum ihren ersten Arbeitsvertrag – befristet natürlich. Sollten sie Kinder bekommen und trotzdem arbeiten wollen, ist dies in München fast unmöglich – nur für jedes fünfte Kind gibt es einen Krippenplatz. Hier ist München leider nicht spitze – sondern der Osten (da wo die Wohnungen nur ein Zehntel des Münchner Preises kosten, aber trotzdem kaum jemand hinziehen möchte).
Doppelt verdienen empfiehlt sich aber, wenn tatsächlich ein Immobilien-Kredit aufgenommen wird. Sonst ist man ruckzuck nicht mehr kreditwürdig – wenn man zum Beispiel mit über 60 ein Anschluss- Darlehen braucht oder schon mit weit unter 60 auf dem Arbeitsmarkt plötzlich nicht mehr vermittelbar ist. Das ist dann alles andere als spitze.
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