Sparen nicht erwünscht
MÜNCHEN - Seit Januar bieten private Krankenkassen einen Basistarif an. Doch weil sie darin auch bislang Unversicherte aufnehmen müssen, machen sie ihn unattraktiv - zum Nachteil ältererer Kunden. Die AZ hilft Ihnen mit einer Telefonaktion, den richtigen Tarif zu finden.
Eigentlich ist Andreas Keienburg seine Krankenkasse schon längst zu teuer. Mehr als 350 Euro zahlt der Privatversicherte im Monat – und hat dabei bereits die Selbstbeteiligung auf 1800 Euro erhöht. „Mehr geht nicht“, stöhnt Keienburg.
Deshalb hat der 57-jährige Selbstständige auf den neuen Basistarif gehofft. Den bieten die Privatkassen wegen der Gesundheitsreform seit Jahresanfang an. Eigentlich soll er ein Sozialtarif mit bezahlbaren Prämien sein. Doch das, was die Kasse Keienburg anbot, ist alles andere als das: 570 Euro kostet der Basistarif im Monat – „trotz Anrechnung gebildeter Altersrückstellungen“, so der Versicherer.
Keienburg ist mit dem Problem nicht allein. „Viele langjährige Privatversicherte klagen über hohe Prämien“, sagt Heidemarie Krause-Böhm, Krankenkassen-Expertin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Grund: Die Privatkassen kalkulieren ihre Tarife nach Alter und Gesundheitsrisiko. Je älter ein Versicherter, desto höher der Beitrag. Da helfen auch die Altersrückstellungen wenig, die den Anstieg eigentlich dämpfen sollen.
"Das ist doch kriminell"
Deswegen habe viele ältere Versicherte auf den neuen Basistarif gesetzt, der zumindest gleiche Leistungen bieten muss wie die gesetzliche Krankenversicherung. Doch vergeblich: „Die Privatkassen wollen diesen Tarif gar nicht“, weiß Expertin Krause-Böhm.
Hintergrund: Der Basistarif muss allen zugänglich sein – auch denen, die bisher keinen Versicherungsschutz hatten. Für die Kassen ein schwer kalkulierbares Risiko. Auch deshalb hat der Verband privater Krankenversicherer Verfassungsklage gegen die Gesundheitsreform eingelegt. Derweil tun die Versicherer alles, um den Baistarif unattraktiv zu machen. Vor allem indem sie den höchstmöglichen Beitragssatz von 570 Euro monatlich verlangen – selbst wenn ein Versicherter jahrelange Rückstellungen mitbringt wie Andreas Keienburg. „Das ist doch kriminell“, schimpft der Herrschinger deshalb.
„Ein Wechsel in den Basistarif lohnt sich für die Allerwenigsten“, meint Heidemarie Krause-Böhm. In Betracht komme er nur für Versicherte mit hoher Risikoeinstufung und saftigen Prämien. Alle anderen sollten prüfen, ob ein anderer Tarif der Kasse in Frage kommt – mit abgespeckten Leistungen: „Meist findet sich ein gleichwertiger Tarif, der günstiger ist.“
A. Jalsovec
Telefonaktion zum Thema Krankenkassen
Haben Sie Fragen zu Ihrer Krankenversicherung? Heidemarie Krause-Böhm von der Verbraucherzentrale Bayern beantwortet Ihre Fragen am AZ-Telefon. Am Montag, 06.04, zwischen 16 und 17 Uhr
Die Nummer für München: 089/2377-390
Die Nummer für Nürnberg: 0911/2331-390
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