Späte Hilfe
Kinder müssen viel, viel früher im Fokus stehen - Vize-Ressortleiterin Lokales Katharina Rieger über das geplante Heim für Prügel-Kids.
Auf den ersten Blick klingt es heftig, was die Stadt in Pasing baut: Ein Heim für Jugendliche, in dem sie für drei Monate weggesperrt werden. Es sind 12- bis 17-Jährige, mit denen weder Eltern, Schule oder der Hort noch klarkommen, weil ihr Aggressionen grenzenlos sind und Alkohol und Drogen zu ihrem Alltag gehören. Nach der Prügelorgie vom Arabellapark, bei der ein Rentner fast totgeschlagen wurde oder dem Fall, bei dem Teenager eine alte Dame quälten, bleibt nur eins zu sagen: Gut, dass es bald so eine Einrichtung gibt, die sich um die Prügel-Kids kümmert.
Doch sie ist nicht die Lösung. Kinder und Jugendliche werden nicht schlagartig mit dem 12. Geburtstag gewalttätig, da legt sich kein Schalter um. Vielmehr ist es eine schleichende Entwicklung, die schon sehr früh einsetzt. Die zu tun hat mit fehlender Zuwendung, mit überforderten Eltern, mit Erziehung, bei der es keine Grenzen gibt – oder es ist völlig unklar, wer für den oder die Kleine überhaupt zuständig ist. Vor diesem Hintergrund wirkt es bizarr, dass Familienministerin Haderthauer ein Erziehungsgeld statt mehr Krippenplätze fordert – bei Kindern aus schwierigen Verhältnissen führt es dazu, dass sie zuhause bleiben und es keine Möglichkeit gibt, schon sehr früh auf sie selbst und ihr soziales Umfeld einzuwirken.
Ein Heim wie in Pasing kann nur die letzte Hilfe sein, die letzte Möglichkeit, um eine Knastkarriere abzuwenden. Die wirkliche Hilfe jedoch muss viel, viel früher einsetzen.
Katharina Rieger
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