So will VW die drohenden Strafzahlungen schultern
Wolfsburg - Die manipulierten Dieselwerte kratzen nicht nur am Image des Volkswagen-Konzerns – der Skandal dürfte am Ende vor allem teuer werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Belastungen und wie VW sie stemmen könnte:
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Mit welchen Kosten muss VW rechnen? Darüber rätseln Beobachter derzeit. Bislang bekannt ist: Volkswagen hat 6,5 Milliarden Euro für Kosten aus dem Abgas-Skandal zurückgelegt. Das Geld ist aber wohl in erster Linie für eine technische Umrüstung der Autos mit Manipulations-Software bestimmt. Unklar ist, welche Strafzahlungen auf VW zukommen. Dazu dürften noch mindestens drei mögliche Kostenblöcke kommen: Strafzahlungen, Schadenersatzforderungen, Anwaltskosten. Wie hoch diese Ausgaben sein werden, lässt sich derzeit nur grob schätzen. Die Landesbank Baden-Württemberg rechnet derzeit mit einem Schaden von 47 Milliarden Euro für den Konzern. Ein möglicher Imageverlust und damit verbunden ein Rückgang der Autoverkäufe ist dabei noch nicht eingerechnet.
Wie viel Geld hat VW auf der hohen Kante? Vergleichsweise viel. Zur Jahresmitte hatte der Konzern rund 18 Milliarden Euro Bargeld auf dem Konto. Das ist mehr als ganze Dax-Konzerne wie Adidas oder Lufthansa jeweils an der Börse wert sind. „Über den Daumen gepeilt, kann VW davon die Hälfte verwenden, um mögliche Kosten zu begleichen“, sagt Nord-LB-Analyst Frank Schwope. Dazu kommen bei VW noch schnell veräußerbare Wertpapiere über 15 Milliarden Euro.
Könnte VW durch den Abgasskandal pleitegehen? Das ist unwahrscheinlich. VW könnte sich über Anleihen und Kredite Geld leihen. Wenn es irgendwann hart auf hart käme, könnte Volkswagen immer noch sein Tafelsilber verkaufen. Am einfachsten ließen sich wohl die Luxusmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini aus dem Konzern herausnehmen. Durch einen Verkauf der Lastwagenbauer MAN und Scania ließen sich 30 bis 35 Milliarden Euro erzielen. Das wertvollste Juwel in der Sammlung, den Sportwagenbauer Porsche, dürften die VW-Anteilseigner kaum abgeben wollen. Zudem könnte sich Volkswagen über eine Kapitalerhöhung – also die Ausgabe neuer Aktien – noch etwas Geld besorgen.
An welchen Stellen kann VW für die Bewältigung der Krise sparen? In der Regel setzen Sparmaßnahmen bei großen Konzernen zuerst bei den Mitarbeitern an: weniger Gehalt, Einstellungsstopps, bis hin zu Stellenstreichungen und Entlassungen. Bei VW wäre das nicht so einfach. Die Arbeitnehmervertreter haben deutlich mehr Macht als in anderen Konzernen. Einfacher wäre die Kürzung geplanter Investitionen. Hier hatte Volkswagen angepeilt, bis 2019 eine Summe von mehr als 100 Milliarden Euro in Standorte und Technologien zu stecken. VW könnte hier den Rotstift ansetzen. Nur: Dann besteht die Gefahr, von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Der Zeitpunkt wäre denkbar ungünstig – die Autoindustrie steht durch Digitalisierung und Elektroantriebe vor einem Umbruch.