So spenden Sie richtig
Die Deutschen bleiben trotz Krise hilfsbereit und spenden rund 2,8 Milliarden Euro pro Jahr. Die AZ zeigt, wie Sie unseriöse Sammler erkennen und sicher gehen , dass das Geld an die Richtigen gerät
Krise hin, Krise her, die Deutschen spenden ungebrochen. Rund 2,8 Milliarden Euro spendeten die Bundesbürger im vergangenen Jahr. Das ist laut aktuellem „Spendenmonitor“ das Niveau des Vorjahres. Einen Krisentrend gibt es allerdings doch: „Zurückgegangen sind die Spenden aus der Wirtschaft“, sagt Burkhard Wilke vom „Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen“ (DZI), das Hilfsorganisationen prüft und ein Spendensiegel vergibt (siehe Mehr-zum-Thema-Link).
Die Hauptsaison für Hilfsorganisationen ist die Vorweihnachtszeit. Damit das Geld auch bei den Richtigen ankommt, gibt die AZ Tipps:
Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Spenden und Fördermitgliedschaften sind freiwillige Leistungen, zu denen niemand überredet, genötigt oder gar gezwungen werden sollte, warnt das DZI.
Kompetenz hat Vorrang. „Nicht nur bei Katastrophenhilfe ist wichtig, dass sich die Hilfsorganisation in den Regionen auskennen, wo sie tätig sind“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. „Achten Sie darauf, dass die Organisation in Prospekten oder im Internet Erfahrungen, Beispiele für Ihre Arbeit oder Finanzdaten nachweisen kann.“
Vorsicht vor der Gefühlsfalle! Wenn nur mit „emotionalen Slogans“ geworben wird und nicht ersichtlich ist, wohin die Spenden gehen, dann ist Vorsicht geboten. „Der Auftritt von B-Promis ersetzt nicht die Fachkompetenz“, sagt Wilke.
Kleiner ist nicht immer besser: Wenn kleine idealistische Organisation denken, sie könnten es „besser als die Großen, dann kann die Hilfsaktion sogar schädlich sein“, sagt Wilke. „Guter Wille ersetzt nicht Fachkompetenz.“
Hallo Partner: Deutsche Hilfswerke sollten Partnerorganisationen vor Ort haben: „Partner haben die Netzwerke vor Ort, kennen die regionalen Besonderheiten und die Menschen vor Ort“, sagt Wilke.
Geldspenden sind besser als Sachspenden. Hilfsorganisationen können mit Geld flexibler arbeiten. „Sachgüter sollten nur dann nur dann gespendet werden, wenn seriöse Organisationen gezielt darum werben.“
Zweckbindung macht nicht immer Sinn! Bei Katastrophenhilfe wird oft ein Stichwort für den Verwendungszweck angegeben. Bei Soforthilfe ist das sinnvoll, sagt Wilke, aber: „Ansonsten sollten Spenden ohne Verwendungszweck die Regel sein.“ Es gibt weniger Verwaltungsaufwand und die Organisation kann besser mit den Spenden arbeiten. Außerdem: Der Spender sollte der Organisation als Ganzes und nicht nur zum Teil vertrauen.
Vorsicht vor Trittbrettfahrern: „Jeder darf in Deutschland sammeln“, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhardt Wilke. Er beklagt, dass elf Bundesländer die Sammelgesetze abgeschafft haben: „Auch Bayern.“ Dadurch sei Missbrauch Tür und Tor geöffnet: „Jeder kann sich ,Kind in Not’ nennen“, sagt Wilke.
Vorsicht bei Internet-Aufrufen: „Wir raten auf jeden Fall, die betreffende Organisation beim DZI überprüfen zu lassen“, sagt Wilke. Achtung bei Ketten-Mails: Die haben „in aller Regel einen unseriösen Hintergrund“.
Genau hinschauen bei Altkleidersammlungen. Solche Sammlungen führen sowohl karitative Organisationen als auch kommerzielle Unternehmen durch. Oft arbeiten gewerbliche Sammler im Auftrag von gemeinnützigen Vereinen. Im Millionengeschäft Altkleider gibt es viele unseriöse Sammler, die vorgeben, Notleidenden zu helfen, aber in die eigene Tasche wirtschaften.
Manche locken mit Symbolen wie Kreuz oder Kirche, um Gemeinnützigkeit zu suggerieren. „Unseriöse Sammler verschweigen gern Namen und Adresse und geben auf dem Werbezettel nur eine Telefonnummer an. Wer anruft, erreicht niemand oder landet immer wieder auf einer Mailbox“, warnt die Verbraucherzentrale. Eine Organisation sollte überzeugend Auskunft über den Verbleib der Kleider geben können.
Unter dem Begriff FairWertung haben sich Sammler auf soziale und umweltverträgliche Standards verständigt (www.fairwertung.de). In München stehen solche Container mit der Aufschrift „Aktion Hoffnung“ auf den Wertstoffhöfen.
Kein Zurück. Vorsicht bei Fördermitgliedschaften. Das Rücktrittsrecht von Haustürgeschäft gilt in der Regel nicht. Also: Erkundigen Sie sich genau über die Satzung des Vereins, bevor Sie sich zur monatlichen Zahlung eines Förderbetrags verpflichten.
Matthias Maus
- Themen: