So frisst die Inflation das Geld der Frauen
MÜNCHEN In England ist sie schon angekommen: Dort schwappt die Teuerungswelle mit vier Prozent Preisauftrieb über die Verbraucher hinweg. Auch in der Eurozone steigt sie – bisher auf 2,4 Prozent, doch wird es dabei nicht bleiben, fürchten Experten. Bis zu fünf Prozent seien zu erwarten. Das sind besonders für Frauen schlechte Nachrichten. Deren Erspartes schrumpft erfahrungsgemäß in Inflationszeiten besonders stark.
Auch der Fiskus hält die Hand auf
Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Anlageformen von Frauen und Männern. Männer investieren im Schnitt 65 Prozent ihres Geldes in Aktien oder Aktienfonds, so eine Untersuchung im Auftrag der Postbank. Den Aktienkursen kann die Inflation im Vergleich mit anderen Geldanlagen tendenziell weniger anhaben. Frauen dagegen haben nur einen Aktienanteil von 35 Prozent. Sie bevorzugen häufig Banksparpläne oder ähnliche Anlageformen, die unter der Inflation leiden.
Wer zum Beispiel im Moment das Ersparte auf dem Tagesgeldkonto liegen hat und dafür zwei Prozent kassiert, muss damit leben, dass die Inflation die Zinsen komplett auffrisst. Weil trotzdem der Fiskus 25 Prozent der Zinsen einbehält, schrumpft die Geldanlage von Monat zu Monat.
Kursverluste, wenn die Zinsen steigen.
Besonders fatal wird’s, wenn Frauen in vermeintlich sichere festverzinsliche Papiere oder verwandte Anlageformen investieren, warnt Constanze Hintze vom Finanzdienstleister Svea Kuschel und Kolleginnen. Der Kurs von Anleihen sinkt nämlich, wenn die Inflation – und damit auch die durchschnittlichen Zinsen am Kapitalmarkt – steigen. Der Grund: Eine Bundesanleihe, die drei Prozent Zinsen abwirft, ist für Anleger nicht mehr besonders interessant, wenn andere Anleihen auf den Markt kommen, die 3,5 oder noch mehr Zinsen bieten. Will eine Anlegerin in Inflations-Zeiten ihre Anleihen zu Geld machen, muss sie deswegen damit rechnen, dass sie weniger zurückbekommt, als sie ursprünglich bezahlt hatte.
Kindererziehungszeiten schmälern die Rente
Die Inflation kann Anlegerinnen auf diese Art je nach Anlagesumme leicht einige tausend Euro kosten. Dazu kommt, dass Frauen in der Regel wegen ihrer Kindererziehungszeiten viel geringere Beträge sparen können als Männer. Der AZ-Vergleich zeigt, wie sich die Unterschiede von Männer- und Frauen-Anlagen am Ende eines Erwerbslebens in Euro und Cent auswirken (siehe unten).
Für Sparerinnen sind das düstere Perspektiven. Und bei den Preisen ist zunächst einmal keine Entwarnung in Sicht. Ökonomen erwarten, dass wir uns auf eine mehrjährige Inflation einstellen müssen, bis die Spätfolgen der Finanzkrise verdaut sind. Schließlich haben die Zentralbanken rund um den Globus Milliarden in die Finanzmärkte gepumpt, um einen Kollaps der Wirtschaft zu vermeiden. Dieses Geld müssen sie jetzt über höhere Zinsen – die ihrerseits die Inflation treiben – wieder einsammeln.
Constanze Hintze rät Frauen deswegen, mehr Aktien und Aktienfonds zu kaufen – und bei Anlagen in festverzinsliche Papiere auf das Können von Fondsmanagern zu vertrauen, die Kursverluste wegen Zinsschwankungen vermeiden.
Auch bei Aktien verlässt sie sich auf das Wissen der Profis. Am besten seien Fonds, die flexibel in Aktien und Rentenpapiere investieren könnten. Zurzeit seien viele solide Unternehmensaktien noch günstig zu haben. Viele Firmen in den etablierten Märkten würden vom Aufschwung der Weltwirtschaft profitieren. Wer zurzeit besonders mutig sei, könne auch in Schwellenländer-Fonds investieren, die beispielsweise Aktien aus der Türkei und Asien kaufen.